(Maria Carolina Elvina Gräfin de La Tour en Voivre geb. Freiin Ritter v. Záhony)

Geboren am 8. Dezember 1841 in Görz, Kaisertum Österreich (Gorízia, It.).
Gestorben am 7. Oktober 1916 in Treffen am Ossiacher See, Österreich-Ungarn.

Repro von Joachim Szepannek aus Wikimedia Commons

Gräfin Elvine de La Tour entstammt einem bis in die Reformationszeit zurückreichenden evangelischen Pfarrergeschlecht aus Frankfurt am Main. Ihr Großvater Christoph Ritter hatte in Triest eine Großhandelsfirma gegründet, ihr Vater Julius Hektor Ritter, Freiherr von Záhony war Industrieller, Politiker sowie Kurator der evangelischen Gemeinde Görz. 1868 heiratete sie den aus Lothringen stammenden Grafen Theodor Karl Leopold Anton de la Tour en Voivrè (1845 – 1894), Mitglied einer alten französischen Adelsfamilie katholischen Glaubens.

Elvine de la Tour war zutiefst vom Pietismus geprägt und nahm das soziale Elend in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld, vor allem das Problem der zahlreichen elternlosen Kinder sowie die Perspektivenlosigkeit von Mädchen, die keinen Zugang zu Bildung hatten, sehr bewusst wahr. Beeinflusst wurde von Ludwig Schwarz, der von 1863-1871 evangelischer Pfarrer in Görz gewesen ist, danach in Gallneukirchen gewirkt hat, begann sie sich schon früh für sozial Schwächere zu engagieren. 1873 gründete sie, unterstützt von ihrem Gatten, in Görz einen konfessionsungebunden „Waisenversorgungs- und Erziehungsverein“, der sich vor allem der Erziehung und Ausbildung von verwaisten Mädchen widmen sollte, nach dessen Auflösung entstand auf dem mit ihrer Mitgift erworbenen Weingut in Russiz (in der Nähe des Dorfes Capriva del Friuli, nahe Cormons) ein Fürsorgeprojekt für Mädchen sowie 1875 eine evangelische Volksschule, die auch anderen Kindern offenstand. Die laufende Finanzierung erfolgte zunehmend durch den Betrieb des Weingutes.

Seit 1885 war Theodor de La Tour Besitzer des Gutes Treffen in Kärnten und die Gräfin setzte dort ihre Sozialarbeit fort. Es entstanden ein Kinderheim für verwahrloste Kinder aus desolaten Familienverhältnissen, eine Schule, der 1895 ein Kinderhort für Kinder von alleinerziehenden Frauen angefügt wurde, man nahm sich aber auch in Armut geratener Alten an. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit in Treffen war ab den 1890er Jahren die Evangelisation.

Während des Ersten Weltkrieges kam es wegen der italienischen Kriegsgewinne zum Verlust der Besitzungen und damit der sozialen Werke in Russiz, was die Gräfin persönlich schwer traf. Sie zog sich im Jänner 1916 schwer krank nach Treffen zurück und starb einige Monate später.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):

  • Friedrich Gienger: Gebt mir eure Armut. Ein Bericht über die Evangelische Stiftung der Gräfin Elvine de La Tour in Treffen über die Zeit von 1916 bis 1980. 2. Aufl., Klagenfurt: Verlag Johannes Heyn 2005
  • Heidrun Szepannek: Elvine Gräfin de La Tour : (1841 – 1916) ; Protestantin – Visionärin – Grenzgängerin. Klagenfurt : Verl. des Kärntner Landesarchivs ; 2010.
  • Alexander Hanisch-Wolfram: Auf den Spuren der Protestanten in Kärnten. Klagenfurt: Verlag Johannes Heyn 2010, S. 139-141.