Christian Georg JASPER aus Preußen (gest. 1846) war zuerst Kompagnon von Carl Gerold (1783-1854), 1820 eröffnete er in der Herrengasse eine Verlagsbuchhandlung.
Sein Sohn Ludwig JASPER gründete eine Leihbibliothek, die von dem ebenfalls evangelischen Albert Last geführt wurde. Er entwickelte die Firma seiner Familie zu einer wichtigen kulturellen Einrichtung mit fünf Filialen und einem Buchbestand von 250.000 Bänden. An »den Last« und seine Schätze, die nach der Liquidierung der Leihbücherei verramscht wurden, können sich noch viele Wienerinnen und Wiener erinnern.
Der Buchdrucker Friedrich JASPER, geboren am 22.1.1847 in Wien, gestorben am 14.4.1938 Wien, übernahm einen kleinen Betrieb, den er zur Großdruckerei ausbaute. 1879 führte er die Stereotypie ein. 1872 gründete er den Deutsch-Österreichischen Buchdruckerverein, 1899 war er an der Gründung des Reichsverbandes der österreichischen Buchdruckereibesitzer sowie 1904 an der Organisation des österreichischen Buchdruckertages beteiligt. Jasper war fast 30 Jahre Gremialvorsteher der Buchdrucker. Zur Aus- und Weiterbildung des Nachwuchses gründete er die Lehrlingsfachschule. Er wandelte die Wiener Versuchsanstalt für Fotografie in die »Graphische Lehr- und Versuchsanstalt« um und beteiligte sich an der Dudenredaktion zur Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung. Friedrich Jasper war evangelisch A.B.
Als die Verlagsbuchhandlung Braumüller in Folge des Ersten Weltkrieges in finanzielle Schwierigkeiten geriet, verkauften Adolf und Rudolf Braumüller 1915 an Friedrich Jasper, Karl Scheibe und Bruno Bartelt. Eine bewegte Verlagsgeschichte folgte. 1926 übernahm Alfred Leithe-Jasper mit seinem Sohn Harald Leithe-Jasper die Firma Braumüller.
Als die Schulbuchaktion in den siebziger Jahren eingeführt wurde, wandelte sich Verlag Braumüller zum Schulbuchverlag. 1982 trat Erich Leithe-Jaspers Tochter Brigitte Pfeifer in den Verlag ein, seit 2002 ist sie Alleineigentümerin. Ihre Tochter Konstanze Borovansky ist als Geschäftsführerin in fünfter Generation der Familie Jasper im Verlag Braumüller tätig.
Siehe auch:
Der Verlagsbuchhandel
Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 189 – 192
Carl GEROLD, geboren am 12. Juni 1783 in Wien, gestorben am 23. September 1854 in Wien, übernahm als Sohn des Verlagsgründers Josef GEROLD (geboren 1749, gestorben am 24. August 1800 in Wien) im Jahr 1813 den Witwenbetrieb von seiner Mutter und wurde zu einem Pionier des österreichischen Druck- und Verlagswesens. Den Nachdruck deutscher Werke in Österreich sah er als Übelstand an und bekämpfte ihn, ebenso bekämpfte er die vormärzliche Zensur. 1816 führte er die Lithografie im Buchdruck ein. Sein Haus bzw. sein Salon zählte zu den Stätten der altwiener Gastlichkeit, der geistreichen Konversation und des charmanten Lebensgenusses. Die bedeutendsten österreichischen Künstler und Wissenschaftler ließen ihre Werke bei ihm drucken und verkehrten in seinem Salon. Gerold tat auch viel für das nach der Zensur aufkommende Zeitungswesen. In seinem Verlag erschienen Die ostdeutsche Post, Der Lloyd, Die Presse und das Fremden-Blatt. Ganze Generationen deutscher und österreichischer Buchhändler wurden in seinem Haus ausgebildet. 1848 wurde er in das Frankfurter Vorparlament gewählt und war Mitbegründer des Börsenvereins deutscher Buchhändler, dazu auch Initiator der ersten Versammlung der Buchhändler des österreichischen Kaiserstaates 1845.
Sein Sohn Moritz GEROLD (geboren am 21. November 1815 in Wien, gestorben am 6. Oktober 1884 in Neuwaldegg, Stadtteil von Wien), seit 1876 von Gerold, absolvierte seine Lehrzeit bei F.A. Brockhaus in Leipzig, Paris und London.
Den Verlagsbuchhandel und Druck führte er mit seinem Bruder Friedrich GEROLD (1813-1885). Ihr neues Verlagshaus bauten van der Nüll und Sicardsburg 1852. Er wurde in eine Fülle von Ämtern des nationalen und internationalen Buchhandels berufen, ebenso in politische Funktionen der Wirtschaft.
Mit seiner Frau Rosa GEROLD geborene von Henneberg (geboren am 13. August 1829 in Waltershausen, Thüringen, gestorben am 16. Jänner 1907 in Neuwaldegg, Stadtteil von Wien) führte er auch den angesehenen Salon als Mittelpunkt des Gesellschaftslebens des gelehrten und künstlerischen Wien weiter. Zu ihrem Freundeskreis gehörten Ranke, Feuerbach, Sickel, Bassermann und Brentano. Rosa Gerold veröffentlichte viele Reisebücher und war eine leidenschaftliche Botanikerin.
Die Familie gehörte der Evangelischen Pfarrgemeinde H.B. an. Das Familiengrab befindet sich am Dornbacher Friedhof.
Die Geroldgasse im 17. Wiener Gemeindebezirk wurde 1886 nach Friedrich und Moritz Gerold benannt.
Siehe auch:
Der Verlagsbuchhandel
Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 189 – 192
Wilhelm Braumüller, Lithographie von Josef Kriehuber, 1838 (Originallithographie der Albertina, Wien)
Der lutherische Pfarrerssohn Wilhelm BRAUMÜLLER, geboren am 19.3.1807 Zillbach/D, gestorben am 25.7.1884 in Wien, verhalf dem österreichischen Buchhandel, der im 19.Jahrhundert nicht gerade florierte, zu Weltruf.
Sein Vater, Pfarrer Johann Michael Braumüller (1766-1820), hat seinen Söhnen neben der Liebe zur Natur jene zum Wissen auf ihren Lebensweg mitgeben. Nach seinem frühen Tod gingen beide Brüder 1820 in die Lehre nach Eisenach. Die befreundeten Familien Cotta und Schnell und die Brüder der Mutter förderten Wilhelm Braumüllers Interesse für Literatur. Mit 19 Jahren kam er als Gehilfe in die Gerold’sche Buchhandlung nach Wien. Bereits zehn Jahre später wurde er mit Ludwig Wilhelm Seidel Teilhaber an der Buchhandlung „Ritter von Mösles Witwe.“; 1840 erwarben die beiden Gesellschafter das gesamte Unternehmen. 1837 heiratete Wilhelm Braumüller die Tochter des k.k. Hof- und Universitätsbuchhändlers Michael Lechner, Maria Anna Lechner (1817-1880), machte sich 1848 selbständig und gehörte bald zur Spitze des Österreichischen Buchhandels und Verlagswesens.
Mit der typografischen Qualität, die Braumüller sorgfältig entwickelte, seinem Interesse für Literatur und einer guten Ausbildung gelang es ihm, eine große Zahl literarischer Notabilitäten der einheimischen Szene zu gewinnen. Auch für viele ausländische Hoch- und Fachschulen wurde er zum wissenschaftlichen Verlag erster Wahl.
1840 erhielt Wilhelm Braumüller das Bürgerrecht, 1846 wurde ihm die Bezeichnung k.k. Hofbuchhandlung verliehen, ab 1865 k.k. Univ.-Buchhandlung, 1867 wurde er in den erblicher Adelsstand erhoben, erhielt 1871 den Orden der Eisernen Krone durch Kaiser Franz Joseph, von der medizinische Fakultät der Universität Würzburg das Ehrendoktorat und auf verschiedenen internationalen Ausstellungen Preise. Als alleiniger Buchhändler der Akademie der Wissenschaften und ab 1855 mit der Berechtigung, die kaiserlichen Archive zu benutzen, entstand eine Reihe umfangreicher historischer, vor allem biografischer Werke. 1875 umfasste der Verlagskatalog bereits 750 Titel.
Wilhelm Braumüller war evangelisch A.B. und wurde am Evangelischer Friedhof Matzleinsdorf bestattet. Die Braumüllergasse im 17. Bezirk ist nach ihm benannt.
Seinen Sohn Wilhelm Ritter von BRAUMÜLLER (1838-1889) trat als Teilhaber in die ab 1868 als „Wilhelm Braumüller & Sohn“ firmierende Sortimentsbuchhandlung am Graben 21 ein und führte nach dem Tod des Vaters das umfangreiche Geschäft gemäß den von seinem Vater übernommenen Traditionen weiter, bis er relativ früh am 30. Dezember 1889 starb.
Da sein ältester Sohn Wilhelm Ritter von Braumüller (geb. 1861) bereits 1888 verstorben war, wurde die Firma mehrere Jahre durch langjährige Mitarbeiter des Hauses geleitet, bis Adolf Ritter von BRAUMÜLLER (geb. 1868) und Rudolf Ritter von BRAUMÜLLER (geb. 1870), die Enkel des Begründers der Firma, am 1. Januar 1894 als öffentliche Gesellschafter in die Firma eintraten und die Geschäfte übernahmen.
Als Folge des Ersten Weltkriegs geriet die Verlagsbuchhandlung in finanzielle Schwierigkeiten und wurde 1915 von Adolf und Rudolf Braumüller an die Druckerei Jasper verkauft. Mit den Gesellschaftern Friedrich Jasper und Alfred Leithe-Jasper gelangt das Unternehmen in die Familie der heutigen Konstanze Borovansky, die seit 2002 als Geschäftsführerin im Verlag tätig ist und den Verlag Braumüller in fünfter Generation der Familie Jasper leitet.
Siehe auch:
Der Verlagsbuchhandel
Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 189 – 192