Fresach

Fresach ist eine Gemeinde im Bezirk Villach-Land in Kärnten mit einem mehrheitlich protestantischen Bevölkerungsanteil.

Im 16. Jahrhundert gehörte das Amt Fresach zu der ausgedehnten und reichen Grafschaft Ortenburg. 1524 hat Erzherzog Ferdinand seinen intimen Berater Generalschatzmeister und Hofkanzler Gabriel von Salamanca, Freiherrn zu Herr von Ehrenberg in Tirol, auf Freyenstein und Karlsbach mit dieser Grafschaft belehnte. Der spanische Herr war zwar streng katholisch, hielt sich jedoch selten in seinem Stammsitz, der nahe dem Markflecken Spittal gelegenen Ortenburg auf und ließ seine Güter von dem evangelischen Adeligen Christoph Khevenhüller, verwalten. Als Hauptmann von Ortenburg war er mit Elisabeth Mansdorfer (Manndorff) verheiratet und wohnte im heutigen Rathaus von Spittal an der Drau, gegenüber dem Schloss Porcia. Dieses Haus trägt die Jahreszahl 1537 sowie das Wappen der Mansdorfer und Khevenhüller. Christoph Khevenhüller besaß mehrere Höfe in Fresach, damit dürfte die protestantische Tradition des Glaubens im mittleren Drautal und besonders in dem abgelegenen Amte Fresach mit den Ortschaften Amberg, Tragenwinkel, Mooswald und Gschriet erklärt sein.

Während der Gegenreformation blieben die Ortschaften oberhalb Fresachs geheimprotestantisches Rückzugsgebiet und obwohl in Fresach eine katholische Missionsstation eingerichtet worden war, 1781 meldete sich ein Großteil der Bevölkerung als „akatholisch“.

Im Spätherbst des Jahres 1782 erfolgte die Gründung der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Fresach; vermutlich ist im selben Jahr mit dem Bau eines Bethauses, eines Pfarrhauses und einer Schule begonnen worden.

Toleranzbethaus, Foto Johann Jaritz, 2008
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Das hölzerne Bethaus wurde bereits 1784 durch einen Brand zerstört. Daraufhin hat man ein steinernes errichtet, das der Gemeinde bis 1951 als gottesdienst- licher Raum diente und als einziges Toleranzbethaus Österreichs noch in seinem ursprünglichen Baubestand erhalten ist.

Altes Pfarrhaus, Foto Johann Jaritz, 2008
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Neben dem Bethaus befindet sich das alte Pfarrhaus, das ebenfalls im Wesentlichen unverändert geblieben ist, doch seine ursprüngliche Funktion seit dem Bau des neuen Pfarrhauses verloren hat.

 

Das 1787 fertiggestellte Schulhaus ist 1884 durch einen Brand zerstört und nicht mehr errichtet worden, da es bereits seit 1878 eine öffentliche interkonfessionelle Schule gab.

Erster Pastor in Fresach war der aus Schwaben stammende Lewin Friedrich Kurz (1782-1786), nach ihm bekleidest Johann Leonhard Wach, aus dem Nürbergischen gebürtig und zuvor in Eisentratten/Nöring tätig, das Pastorenamt bis zu seinem Tod am 8.2.1823.

Erster nachweisbarer evangelischer Schulmeister in Fresach war der von der vlg. Unterkoflerhube in Mooswald herstammende Johann Niederkofler.

Evangelische Kirche, Foto Johann Jaritz, 2008
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In den Jahren 1949 bis 1951 wurde die neue Kirche gebaut. Eine Besonderheit dieses Baus ist seine Finanzierung: sie erfolgte ausschließlich aus Eigenmitteln der Pfarrgemeinde, ohne Sammlungen der Gustav Adolf-Stiftung oder ähnlichen Spenden.
2011 ist der Altarraum neu gestaltet worden: die Apsisfenster von 1951 wurden in den Kirchenraum versetzt und an ihre Stelle neue, von Lisa Huber entworfene und vom Glasstudio Derix aus Wiesbaden ausgeführte farblich intensive Glasfenster eingesetzt.

 

Veranstaltungs- und Ausstellungszentrum, Foto Johann Jaritz, 2015
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Im Toleranzbethaus wurde 1960 das erste evangelische Diözesanmuseum Österreichs eingerichtet. Dieses besitzt Drucke, Schriften und sonstige Zeugnisse des evangelischen Glaubenslebens der Kärntner Gemeinden aus vier Jahrhunderten sowie seltene Drucke und Handschriften in slowenischer Sprache aus der Reformationszeit. Die Sammlung übersiedelte 2011 in das anlässlich der Kärntner Landesausstellung 2011 neu errichtete Veranstaltungs- und Ausstellungszentrum.

1978 erhielt Fresach ein Gemeindewappen, das neben einem Birkenblatt, als Hinweis auf den slowenischen Ortsnamen, einen Abendmahlskelch mit einer Hostie, als Symbol für das Abendmahl in beiderlei Gestalt, dem wesentlichen Element des Selbstverständnisses der Geheimprotestanten, zeigt.

 

Siehe auch:

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):

Feldkirchen

Feldkirchen in Kärnten (slowenisch: Trg) ist eine Stadt in Kärnten und Sitz der Bezirkshauptmannschaft des gleichnamigen Bezirks. Die Großgemeinde Feldkirchen umfasset nach mehreren Gemeindereformen  86 Ortschaften.

Schon 21 Jahre nach dem Erlass des Toleranzpatentes bemühten sich 73 Familien mit 306 Seelen aus Feldkirchen, Eggen am Kraigerberg und Klagenfurt um eine eigene evangelische Gemeinde, da ihr Bethaus und Pastorat Gnesau zu weit abseits lagen. Erst 1808 kam die Erlaubnis zur Errichtung eines Vikariats und einer evangelischen Hauptschule in Feldkirchen.

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Das Vikariat befand sich von 1808 bis 1816 im Bamberger Amthof: Der damalige Besitzer Sebastian Natmeßnig war ein großer Förderer der evangelischen Sache und hat dort Räume für Gottesdienste und den Vikar zur Verfügung gestellt.

Die napoleonischen Kriege brachten den finanziellen Ruin der Gemeinde und das Vikariat wurde 1816 vom Kreisamt Villach aufgelöst.

1853 kam es außerhalb von Feldkirchen, auf der sogenannten Ertlhube in Waiern mit der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Waiern zur Neugründung der Gemeinde.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):

  • Evangelisches Österreich. Ein Gedenkstättenführer. Herausgegeben von Bischof Oskar Sakrausky. Wien (1981)  314-316-
  • Alexander Hanisch-Wolfram: Auf den Spuren der Protestanten in Kärnten. Verlag Johannes Heyn, Klagenfurt 2010, S. 93.

Waiern

Waiern ist eine Ortschaft der Stadtgemeinde Feldkirchen in Kärnten (eingemeindet am 1. Jänner 1964). Die Katastralgemeinde gleichen Namens umfasst elf weitere zu Feldkirchen gehörige Ortschaften.

1806 war es in Feldkirchen zur Errichtung eines Vikariats und einer evangelischen Schule gekommen. Die napoleonischen Kriege brachten den finanziellen Ruin der Gemeinde und das Vikariat wurde 1816 vom Kreisamt Villach aufgelöst.

1853 kam es außerhalb von Feldkirchen, auf der sogenannten Ertlhube in Waiern zur Neugründung der Gemeinde.

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Foto Johann Jaritz

Die evangelische Trinitatiskirche in Waiern ist von 1852 bis 1856 erbaut worden und war die erste Kirche Kärntens, die mit einem Turm geplant und umgesetzt wurden.

Die Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Waiern umfasste in ihrer Gründungszeit praktisch ganz Unterkärnten (Klagenfurt, Wolfsberg, St.Veit, Althofen, Pörtschach und Völkermarkt). Wolfsberg und Klagenfurt waren bis 1864, dem Jahr der Gründung der Evangelischen Pfarrgemeinde in Klagenfurt, Tochtergemeinden von Waiern. Seither ist das Gemeindegebiet, dessen Mittelpunkt die Bezirkshauptstadt Feldkirchen ist, im Wesentlichen unverändert.

Aus der Seelsorgearbeit der Kirchengemeinde ist die Diakoniewerk Waiern entstanden: 1873 begann Pfarrer Ernst Schwarz mit der Betreuung und Beheimatung von Findelkindern, woraus sich die Kinderrettungsarbeit entwickelte. 1888 wurde das erste ein Kinderheim eröffnet. Damit war der Grund zu den Evangelischen Anstalten der Inneren Mission gelegt. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten kamen weitere Kleinkinder sowie Kranken-, Alten- und Erholungsheime, das Krankenhaus (1894 als Kranken- und Erholungsheim gegründet), Kindergärten, Behinderteneinrichtungen sowie Hospizarbeit dazu. Seit 2005 ist das Diakoniewerk Waiern mit der Stiftung de La Tour in Treffen zu einer großen diakonischen Einrichtung zusammengeschlossen und heißt heute „Diakonie de La Tour„.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):

  • Evangelisches Österreich. Ein Gedenkstättenführer. Herausgegeben von Bischof Oskar Sakrausky. Wien (1981)  314-316.
  • Alexander Hanisch-Wolfram: Auf den Spuren der Protestanten in Kärnten. Verlag Johannes Heyn, Klagenfurt 2010, S. 93.
  • Alexander Hanisch-Wolfram: „Glaube, der in der Liebe tätig ist. Ernst Schwarz und die Diakonie in Waiern“, Verlag des Kärntner Landesarchivs, Klagenfurt 2011.