Alban Berg – Die Wiener klassische Moderne

Obwohl er sich selbst immer als »natürlichen Fortsetzer richtig verstandener, guter, alter Tradition« verstand, gehört Alban Berg zu den großen Neuerern unter den Komponisten des 20.Jahrhunderts. Sein Werk zeigt Einflüsse der Mahlerischen Spätromantik ebenso wie der freien Atonalität Arnold Schönbergs und der Zwölftontechnik. Seine Oper »Wozzeck«, 1921 vollendet, gilt heute als Höhepunkt in der Geschichte der Oper und als eines der bedeutendsten Werke des 20.Jahrhunderts.

Lange scheuten die Opernhäuser vor einer Aufführung wegen der großen Anforderungen an Orchester und Sänger zurück. So wurde »Wozzeck« erst 1925 in Berlin zum ersten Mal aufgeführt – durch Erich Kleiber, den jungen Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper –, nach 34 Orchesterproben. 1913 hatte noch die Aufführung der »Fünf Orchesterlieder nach Ansichtskartentexten von Peter Altenberg (op.4)« in Wien zu einem großen Skandal geführt. Bedeutende Orchesterwerke sind die expressionistischen »Drei Orchesterstücke (op.6)« von 1914, eine apokalyptische Musik am Vorabend des Ersten Weltkriegs – die Partitur soll eine der schwierigsten der Musikgeschichte sein –, dazu die »Lyrische Suite für Flurin Battaglia« 1927 und das »Kammerkonzert für Klavier, Violine und 13 Blasinstrumente«.

Ebenso bekannt wie sein »Wozzeck« ist Bergs »Violinkonzert« aus dem Jahr 1935. Er widmete es der an Kinderlähmung verstorbenen 18-jährigen Tochter Alma Mahler-Werfels und des Architekten Walter Gropius, Manon: »Dem Andenken eines Engels.« Die Einheit des Werkes entsteht durch die durchgängige Verwendung einer einzigen Zwölftonreihe. Berg komponierte das Werk schon voll eigener Todesahnungen. Die Uraufführung unter Hermann Scherchen fand am 19. April 1936 auf dem Musikfest in Barcelona statt.

Musikalisch war Berg zuerst Autodidakt, dann Schüler bei seinem Entdecker und Förderer Arnold Schönberg. Sein Mitschüler war Anton Webern. Auf Grund einer Erbschaft konnte Berg seinen Beamtenposten aufgeben und sich ganz, der Musik widmen. Er war ein Meister der Instrumentation. Als Vortragsmeister im »Verein für private Aufführungen« trat er auch für das Schaffen anderer zeitgenössischer Komponisten ein.

Ein Kompositionsschüler von Berg war der junge Philosoph und Musiktheoretiker Theodor W. Adorno. Berg war Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. 1930 erhielt er den »Preis der Stadt Wien«. 1935 komponierte er mit »Lulu« das sozial brisante Thema einer zur Prostitution gezwungen Frau, die als Typus alle Männer hörig macht. Populär durch Georg W. Pabsts Film »Die Büchse der Pandora« (1929) erfährt der Stoff bei Berg eine künstlerische Steigerung mittels Synthese aus Dodekafonie, traditioneller Opernform und Symphonik.

Alban Berg wuchs im kunstfördernden Bürgertum der Jahrhundertwende in Wien auf. Er war mit Arnold Schönberg und Anton Webern Hauptvertreter der sogenannten Wiener Schule (Zwölftontechnik). Am 3. Mai. 1911 heiratete er in der Reformierten Stadtkirche Helene Nahowski. Es war die Bedingung des Brautvaters, dass Berg evangelisch H. B. werden sollte. Die »originellen« Gründe dafür: Nahowski hielt von Bergs Gesundheit nicht viel und ebenso wenig von der Laufbahn eines Komponisten. Falls die Ehe in die Brüche ginge, war eine Scheidung seiner Ansicht nach bei einer römisch-katholischen Eheschließung wesentlich komplizierter. Die Braut und ihre Familie waren evangelisch H. B. und Berg konvertierte. Er wurde am Hietzinger Friedhof (Gr. 49, Nr. 24) bestattet. Es gibt einen Alban-Berg-Weg im 13. Bezirk.

Die 1955 gegründete Alban-Berg-Stiftung dient vor allem der Förderung junger Komponisten.

 

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 35 – 36.

Johann STRAUSS Sohn

Geboren am 25. Oktober 1825 in St. Ulrich bei Wien (heute Wien).
Gestorben am 3. Juni 1899 in Wien.

Johann Strauß (Sohn)
Porträt von A. Romako, um 1880.
Aus Wikimedia Commons

Johann Baptist Strauss war ein österreichisch-deutscher Kapellmeister und Komponist, Sohn von Johann Strauss Vater und Bruder von Josef Strauss sowie Eduard Strauß.

Er wurde als „Walzerkönig“ international geschätzt und gilt als Begründer der goldenen Ära der Wiener Operette.

Die Wiener Musikerfamilie Strauss hat durch ihr Wirken die Rezeption des  Walzers als Haupttanz des 19. Jh. maßgebend gefördert und die Unterhaltungsmusik auf ein hohes Niveau gehoben. Johann Strauss (Sohn) gehörte erst später der evangelischen Kirche an. Längere Zeit schon kannte er die Witwe Adele Strauß geb. Deutsch (1856-1930). Seines Alters eingedenk beabsichtigte Strauss eine Legalisierung dieser Beziehung, die jedoch auf Grund des katholischen Eherechtes in der Donaumonarchie nicht möglich war. So legte er seine Staatsbürgerschaft zurück, konvertierte zum Protestantismus, übersiedelte nach Coburg/D, wo der Herzog kraft seiner Position die Scheidung aussprechen konnte und er am 18.7.1887 Adele heiratete. Danach kehrte das Ehepaar nach Wien zurück.

(Werner Horn)

 

Anmerkung zur Schreibweise des Familiennamens der Wiener Strauss-Dynastie:
Johann Strauss Vater und Sohn unterschrieben sich mit zwei „s“, die in der damals gebräuchlichen geschriebenen (Kurrent-)Schrift oft mit zwei verschiedenen Zeichen geschrieben wurden, Josef Strauss unterschrieb sich allerdings meist mit „ss“. (Dr. Eduard Strauss: STRAUSS / STRAUẞ). Als einziges Mitglied der Strauss-Dynastie schrieb Eduard Strauß selbst seinen Nachnamen mit „ß“.

 

Weblinks (Auswahl):

Walther NUSSGRUBER

Geboren am 8. August 1919 in Wien.
Gestorben am 17. Juni 2012 in Wien.

Komponist und Organist.

Seit 1954 Korrepetitor und Lehrer für Improvisation an der Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst. 1986 Emeritierung.

Sein musikalisches Schaffen wurzelt vor allem in der deutschen Romantik, nimmt aber auch Einflüsse aus der geistigen und harmonischen Welt Skrjabins und Messiaens auf und entwickelt einen eigenen feinsinnigen Ausdrucksstil.

(Werner Horn)

 

Weblinks (Auswahl):