Hans THIRRING

Geboren am 23. März 1888 in Wien.
Gestorben am 22. März 1976 in Wien

Physiker

Foto Fayer-Wien 1927. Quelle ÖNB, Bildarchiv.
Aus Wikimedia Commons

Hans Thirring war der Sohn eines Bürgerschullehrers, dessen Vorfahren im Dreißigjährigen Krieg aus Thüringen eingewandert sind, und der Vater des Physikers Walter Thirring. Er studierte Mathematik und Physik sowie Leibesübung an der Universität Wien, promovierte 1911 zum Dr. phil. und wurde Assistent am Institut für Theoretische Physik. Nach der Habilitation im Jahr 1915 war er zunächst als Privatdozent tätig. 1921 wurde er außerordentlicher Professor für Theoretische Physik an der Universität Wien sowie Vorstand des Institutes für Theoretische Physik und 1927 ordentlicher Professor. Wegen seiner positiven Bewertung der Einstein’schen Relativitätstheorie und seine pazifistische Grundhaltung wurde er 1938 zwangspensioniert. 1945 wurde er reaktiviert, war 1946/47 Dekan, 1947/48 und 1948/49 Prodekan der Philosophischen Fakultät und emeritierte 1958.

Hans Thirring machte auch einige Erfindungen: so erfand er eine vielfach anwendbare Selen-Fotozelle, die unter anderem auch zur Entwicklung eines Systems zum Aufnehmen und Abspielen von Tonfilm führte. International bekannt wurde er durch sein 1921 erstmals erschienenes Buch „Die Idee der Relativitätstheorie“ (Lense-Thirring-Effekt). Er beschäftigte sich aber auch mit Parapsychologie, engagierte sich neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit für die Friedensbewegung und war von 1957 bis 1964 als Bundesrat im Parlament tätig (SPÖ).

Hans Thirring war evangelisch A.B. und wurde am Evangelischer Friedhof Matzleinsdorf  (Gruppe: 24, Grabnummer: 95) bestattet.

 

 

Weblinks (Auswahl):

 

Werke (Auswahl):

Hans Thirring, Aerodynamischer Skilauf. Der Schneehase. Jahrbuch des Schweizerischen Akademischen Ski-Club, Bd. 3, Nr. 11, 1937, S 458 bis 466 (https://issuu.com/sas-ski/docs/no011_1937_2  Blatt 84-85 bis 92-93 – abgerufen am 14.4.2024)

 

Eine Wolke von Zeugen – Johannes Kepler

Von Gustav REINGRABNER

Kepler war einer der Württemberger, die im Reformationszeitalter in die habsburgischen Länder kamen, um hier im Rahmen der evangelischen Kirche tätig zu sein. Ihn sandte 1595 die theologische Fakultät in Tübingen auf Bitten der steirischen Landstände als Professor für Mathematik an die evangelische Stiftsschule nach Graz. Kepler kam von der Theologie und wurde in wenigen Jahren zu einem weltbekannten Mathematiker und Astronomen. Während seiner Tätigkeit in Graz legte er den Grundstein für seine umstürzenden Erkenntnisse. Er hörte aber nie auf, als Theologe zu wirken, wenngleich er die Grenzen der Konfessionen überschritt. Er war der Überzeugung, dass sich Gott dem Menschen sowohl in der Schrift wie in der Schöpfung offenbart habe. Die Bibel sei sohin kein Lehrbuch der Optik und Astronomie, da sich Gott nicht selbst widerspreche.

Als Erzherzog Ferdinand im August 1600 alle evangelischen Theologen und Lehrer aus der Steiermark auswies, hätte Kepler wegen seines Rufes noch eine Zeitlang in Graz bleiben können. Er verließ aber doch die Stadt der Gegenreformation und wandte sich nach Prag. Dabei wäre er so gerne in seiner Heimat Württemberg tätig gewesen. Wegen mangelnder Rechtgläubigkeit wurde er dort nicht angenommen. 1612 stellte ihn die oberösterreichische Landeshauptstadt als Landschaftsgeographen an und wollte von ihm die Erstellung einer genauen Karte ihres Landes.

Mit dem Linzer Pfarrer lag er im Streit, gleichzeitig musste er um das Leben seiner Mutter kämpfen, die in Württemberg in einen Hexenprozeß verwickelt wurde. Und dennoch fand er in Linz das letzte seiner bahnbrechenden Gesetze der Astronomie.

Die Besetzung des Landes ob der Enns durch die Bayern im Jahr 1626 beendete seine Tätigkeit in Linz. Es folgten neue Wanderjahre, in denen die Not am größten war. Auf dem Kurfürstentag in Regensburg wollte er seine Gehaltsansprüche an den Kaiser geltend machen, dabei erlitt er den Tod.

Trotz der von ihm gefundenen Gesetze, die Klarheit in der Ordnung des Weltalls brachten, schrieb er vom Weltgeheimnis. Dieses Buch beendete er mit dem Satz: „Vater der Welt, was hat dich bewogen, den Menschen so hoch zu erheben, dass er im Glanz dasteht, ein weithin herrschender König, dass er deine Gedanken dir nachdenkt?“

 

Aus: Glaube und Heimat 1988, S.42.

Johannes KEPLER

Geboren am 27. Dezember 1571 in Weil der Stadt/D.
Gestorben am 15. November 1630 in Regensburg.

Theologe, Astronom, Physiker, Mathematiker, Naturphilosoph

Stich von Jacob van der Heyden (1573-1645)
Aus © Bildarchiv Austria, ÖNB

Nach dem Besuch der Lateinschule sowie der Klosterschule in Adelberg und der höheren evangelischen Klosterschule (Gymnasium) im ehemaligen Kloster Maulbronn begann Johannes Kepler 1589 trotz bescheidener familiärer Verhältnisse Dank eines Stipendiums am Evangelischen Stift in Tübingen Theologie, Mathematik und Astronomie zu studieren. Sein wichtigster Lehrer und zugleich lebenslanger Freund war der Theologe, Mathematiker und Astronom Michael Mästlin, der ihn mit dem heliozentrischen Weltbild von Nicolaus Copernicus bekannt machte.

Kepler wollte ursprünglich protestantischer Geistlicher werden. Doch die Württemberger Landeskirche verweigerte ihm zeitlebens die Anstellung, weil sein kritischer Geist nicht mit allen Dogmen der nachlutherischen Orthodoxie übereinstimmte.

1594 nahm Kepler einen Ruf nach Graz an, wo er als Landschaftsmathematiker und Lehrer für Mathematik an der dortigen protestantischen Stiftsschule tätig war. In Graz begann er mit der Ausarbeitung einer kosmologischen Theorie, die sich auf das kopernikanische Weltbild stützte, und veröffentlichte sie Ende 1596 als Mysterium Cosmographicum.

Die Gegenreformation veranlasste ihn 1600 Graz zu verlassen. Er ging zunächst als Assistent von Tycho Brahe nach Prag, wurde nach dessen Tod kaiserlicher Mathematiker sowie Hofastronom und führte die von Brahe hinterlassenen astronomischen Arbeiten fort.

1612 übersiedelte Kepler nach Linz, wo er bis 1626 an der Landschaftsschule als Lehrer für Mathematik, Philosophie und Geschichte wirkte. Als sich in Linz Schwierigkeiten und Differenzen mit dem Landhausprediger wegen seiner Kritik an bestimmten Glaubensartikeln häuften, er floh nach Ulm.

Im Jahr 1627 fand Kepler im kaiserlichen General Albrecht von Wallenstein einen neuen Förderer. Nachdem Wallenstein jedoch im August 1630 auf dem Regensburger Kurfürstentag seine Funktion als Oberbefehlshaber verloren hatte, reiste Kepler nach Regensburg, um den noch ausstehenden kaiserlichen Gehalt einzufordern, starb aber dort nach kurzer schwerer Krankheit und wurde am Regensburger Petersfriedhof bestattet.

Kepler konnte als erster Astronom im 16. Jahrhundert jene Gesetzmäßigkeiten entdecken, die die Umlaufbahnen der Planeten um die Sonne definieren und als die Keplerschen Gesetze bekannt sind. Damit entwickelte er das kopernikanische Weltbild auf wissenschaftliche Weise weiter und prägte die moderne Physik nachhaltig. Religion und Forschung sind für ihn kein Widerspruch gewesen, die Astronomie war für ihn eine Form der Theologie.

Er leistete aber auch Bedeutendes im Bereich der Optik: 1611 erschien sein Buch „Dioptrice“ („Dioptrik“), worin er die Theorie der Linsen und des Fernrohrs (mit zwei Konvexlinsen) weiterentwickelte (keplerschen Fernrohr). Zur Mathematik lieferte er ebenfalls wichtige Erkenntnisse, die bis heute nachwirken: ein Verfahren zur Berechnung von Integralen wurde nach ihm Keplersche Fassregel benannt und mit seiner Einführung in das Rechnen mit Logarithmen trug Kepler zur Verbreitung dieser neuen Rechenart bei.

Die Universität Linz wurde 1975 ihm zu Ehren Johannes Kepler-Universität genannt.
Die Sternwarten in Weil der Stadt, Linz und Graz tragen den Namen Kepler-Sternwarte. Des Weiteren sind in vielen Städten sowie ein Mondkrater und ein Asteroid nach Kepler benannt.
In seinem Geburtsort wurde ihm zu Ehren im Jahre 1870 ein Denkmal errichtet.
Die Evangelische Kirche in Deutschland erinnert mit einem Gedenktag im Evangelischen Namenkalender am 15. November an Kepler.

 

 

Weblinks (Auswahl):