Heinrich Rudolf Constanz LAUBE

Geboren am 18. September 1806 in Sprottau, preuß. Schlesien (nun PL)
Gestorben am 1. August 1884 in Wien

Schriftsteller, Dramatiker, Theaterdirektor

Heinrich Laube, um1880.                                 Aus Wikimedia Commons

Laube entstammte einer Handwerkerfamilie. Er besuchte die Gymnasien in in Glogau(heute Głogów) und in Schweidnitz (heute Świdnica) und begann 1826 das Theologiestudium an der Universität Halle, wurde 1827 wegen seiner Kontakte zur Burschenschaft exmatrikuliert und wechselte nach Breslau, wo er ab 1829 Literaturgeschichte studierte und Theaterkritiken für Breslauer Zeitschriften und Zeitungen schrieb; 1830/31 betätigte er sich auch als Privatlehrer auf Gutshöfen, promovierte 1830 oder 1833 zum Dr.phil. und arbeitete ab 1833 als Journalist in Leipzig. Unter dem Eindruck der Julirevolution und des polnischen Aufstands 1830, widmete er sich zunehmend politischen und historischen Themen und festigte als Redakteur ebenso wie als Verfasser politischer Werke seinen Ruf als oppositioneller Kritiker. Wegen früherer burschenschaftlicher Tätigkeiten wurde er 1834 und 1837 verhaftet und verbüßte von 1837 bis 1839 eine „Festungshaft“, die er jedoch mit seiner Frau Iduna auf dem Schloß der Fürstin Pückler-Muskau verbringen konnte. Danach begab er sich auf Reisen nach Frankreich und Algerien und war ab 1842 wieder als Journalist in Leipzig, vor allem aber als Bühnendichter tätig.

Während der Märzrevolution 1848 nahm Laube abermals am politischen Geschehen teil und war 1848/49 Mitglied der Deutschen Nationalversammmlung (Frankfurter Nationalversammlung 1848).

Als Abgeordneter der »erbkaiserlichen Partei« in der Frankfurter Nationalversammlung war der Schlesier und Protestant Heinrich Laube auch für Wien vertrauenswürdig und wurde zum Direktor des Hofburgtheaters bestellt, das er in seiner Leitung von 1848 bis 1867 zu einer Glanzperiode führte. Nach der Revolution 1848 lockerte sich die Zensur und die Dramen durften endlich im Original gezeigt werden. Laube war sowohl charismatisch als auch unendlich fleißig, bald hatte er 164 Stücke im Repertoire. Die Schauspielerinnen und Schauspieler ließ er in einer einheitlichen Sprechkultur unterrichten, inszenierte alle Stücke selbst und baute ein Ensemble auf: er holte u. a. Karl Meixner, Ludwig Gabilion, Josef Lewinsky, Auguste Baudius und Charlotte Wolter an die Burg. Auf Grund von Intrigen, die im Burgtheater an der Tagesordnung waren, ging Laube nach Leipzig. 1872-1874 und 1875-1880 leitete er das von ihm gegründete Wiener Stadttheater (heute Ronacher). Er veröffentlichte 1873 die erste Grillparzer-Ausgabe und verfasste 1884 eine Grillparzer-Biografie. Laube wurde ein großer Verehrer der Wienerstadt und ihrer Menschen trotz aller Doppelbödigkeit, die ihm als Protestant fremd war. Die nationale Beschäftigung der Wiener ortete er im Kaffeehaus und dass das Schauspiel der Mittelpunkt des Wienerlebens war, gefiel ihm. Auch lernte er mit der Zeit den heiteren Katholizismus zu schätzen und meinte einmal: »Der Protestantismus ist für die Ehe, der Katholizismus für die Liebe.« Nirgendwo in Deutschland habe er die Leute so viele Bücher kaufen gesehen wie im Gerold’schen Laden, und den Schlüssel des Wiener sinnlichen Lebens, den Walzer, nannte er modernen Exorzismus. Mit seiner Frau Iduna Laube führte er einen einen Literatursalon nach „norddeutschem Vorbild“ in Wien ein.

Er war evangelisch A.B. und wurde am Evangelischen Friedhof Matzleinsdorf (Grab-Nr. 186) beigesetzt.

Nach ihm ist 1891 der Laubeplatz im 10. Wiener Gemeindebezirk benannt.

 

Siehe auch:

  • Das Burgtheater – Direktoren
    In: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 167.

 

Weblinks (Auswahl):

Friedrich von Gentz – Der »Sekretär Europas«

Auf dem Höhepunkt seines Lebens war er als politischer Schriftsteller, Staatstheoretiker, Politiker und Berater Metternichs unentbehrlich und unersetzbar für die konservativrestaurative Politik Österreichs nach dem Wiener Kongress. Anfangs begrüßte Gentz wohl, inspiriert von den Schriften und Publikationen Jean-Jacques Rousseaus, die Französischen Revolution. So versuchte er in seiner Erstlingsschrift »Ueber den Ursprung und die obersten Prinzipien des Rechts«, die 1791 in der Berlinischen Monatsschrift publiziert wurde, die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte durch die französische Nationalversammlung zu rechtfertigen.

In allen übrigen Schriften kritisierte er die Französische Revolution und die Napoleonische Expansionspolitik. Wie Edmund Burke vertrat Gentz die Idee einer auf Rationalität und Kontinuität basierenden Reformpolitik, die jeder Revolution vorbeugen sollte und lehnte die aufklärerischen Ideale von Menschenrechten, Volkssouveränität, Freiheit und Gleichheit als unhistorisch und wider die Prinzipien der Tradition und des geschichtlichen Bewährens ab. Die alte monarchische Ordnung galt ihm als höchst schützenswert, weil sie Kontinuität sicherstellte. Gentz war sich jedoch der Diskrepanz von statischer politischer Ordnung und geschichtlicher Dynamik bewusst. Deshalb plädierte er für ein Gleichgewichtssystem, das sowohl außen- als auch innenpolitisch Krieg und Revolution abwehren kann. Als Mensch des 18.Jahrhunderts hat Gentz Politik als Wissenschaft und Kunst betrieben.

Besonders schätzte Metternich Gentz’ Rat bei der Gründung eines offiziösen Presseorgans, des Österreichischen Beobachters, im Jahr 1810. Gentz nahm so als erster Sekretär und Protokollführer 1814/1815 am Wiener Kongress teil, ebenso wie an allen Folgekongressen bis 1822, und half Metternich bei der Formulierung und Durchsetzung der Repressionspolitik des Deutschen Bundes gegen die liberalen und nationalen Strömungen. Spätestens als Urheber der in den Karlsbader Beschlüssen 1819 verabschiedeten Zensurpolitik wurde Gentz ebenso wie Metternich zum gehassten Symbol des Zeitalters der Restauration, sowohl auf dem Feld der hohen Politik wie auch als Träger der konservativen Tendenz im Innern. Bei persönlich freier Lebensführung blieb seine Gesinnung antiliberal.

Gentz ist auch auf einem ganz anderen Gebiet berühmt geworden, nämlich durch seine Geliebte, die weltberühmte Wiener Tänzerin Fanny Elßler (1810-1884). Elßler, die aus kleinen Verhältnissen stammte, wurde bereits im Alter von 14 Jahren entdeckt und war eine der bekanntesten Balletttänzerinnen ihrer Zeit. In ihren ausdrucksvollen Darbietungen vereinte sie tänzerische Anmut und Grazie und gelangte so zu weltweiter Popularität. Fanny Elßler vermochte es, im Tanz die Herzen der Männerwelt zu erobern. Mit jungen 19 Jahren wurde sie 1829 die Geliebte des über vierzig Jahre älteren Gentz. Aus dem Briefwechsel zwischen Elßler und Gentz und seinem Tagebuch geht hervor, dass sie – trotz des großen Altersunterschieds – eine glückliche Liebesbeziehung führten, die 1832 mit dem Tod von Gentz endete. Übrigens: Metternich und Fanny Elßler verdankten es Gentz, dass er im Wiener Film eine häufige Nebenfigur war.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Berlin studierte er in Königsberg, wo er Kant persönlich kennen lernte und auch zum kleinen Kreis seiner Schüler gehörte. 1785 trat er die Beamtenlaufbahn am preußischen Hof an und brachte es 1793 bis zum Kriegsrat. Er war drauf und dran, ein progressiver Politiker zu werden. Als Publizist stand er stark unter dem Einfluss der Berliner Aufklärung. Aber auch Schiller, Goethe und Wilhelm von Humboldt beeinflussten ihn. In staats- und finanzpolitischen Dingen hielt er sich an Montesquieu und Adam Smith. 1793 übersetzte er Edmund Burkes »Betrachtungen über die Französische Revolution« ins Deutsche, wodurch er nicht nur sehr bekannt wurde, sondern auch gut verdiente. Revolutionäre Prinzipien bedeuteten ihm jetzt immer weniger.

Er wurde zu einem Befürworter der britischen Politik auf dem Kontinent und zu einem Vorkämpfer gegen die Störung des europäischen Gleichgewichts durch die französische Hegemoniepolitik. Dadurch und durch seinen bohemienhaften Lebensstil als Stammgast der Salons von Henriette Herz und Rahel Varnhagen wurde seine Stellung in Berlin unhaltbar. Nach einer Englandreise kam er 1802 durch Vermittlung Graf Stadions in den österreichischen Staatsdienst, um publizistisch den Widerstand gegen Napoleon zu organisieren. 1813 wurde er »wirklicher Hofrat«. Im Grunde stand er außerhalb der Beamtenschaft, arbeitete meist zu Hause mit eigenen Hilfskräften, führte das Leben eines Grandseigneurs, für das seine offiziellen und inoffiziellen Bezüge, die er vom Staat erhielt, nicht ausreichten. Doch verstand er es immer wieder, sich andere Einnahmequellen zu erschließen, die besonders aus England und durch seine jahrelange Berichterstattung für die Fürsten der Wallachei und das Haus Rothschild reichlich flossen.

Infolge der verlorenen Schlacht von Austerlitz musste Gentz 1805 jedoch ins Exil gehen und wurde erst 1809 nach Österreich zurückbeordert. Dort wurde er in den folgenden Jahren als Metternichs Staatsschriftsteller und Ghostwriter zu dessen rechter Hand bei der Konzeption der österreichischen Innen- und Außenpolitik.

Er leitete zusammen mit Johann Philipp Karl Graf Stadion den publizistischen Befreiungskampf von 1809 und 1813. Sein Einfluss reichte weit, in zahllosen Denkschriften, Korrespondenzen, nicht zuletzt auch in den Salons, führte eiserne geschliffene Klinge. Von Massenpropaganda hielt er wenig, sein Streben ging vornehmlich nach Einwirkung auf die europäischen Kabinette. Erst nach dem Wiener Kongress schien sich seine politische Gedankenwelt zu verwirklichen, er wurde zum »Generalstabschef« Metternichs, dem er in wechselvoller Anziehung und Abstoßung zeitlebens verbunden blieb. Als »Sekretär Europas« trug er nicht nur auf dem Wiener, sondern auch auf den folgenden Kongressen die Hauptlast der Routinearbeit, verstand aber auch hinter den Kulissen manche Fäden zu ziehen.

Gentz’ politische Karriere endete abrupt, als er Anfang der 1830er Jahre Metternichs Kurs kritisierte und dieser ihm daraufhin seine Gunst entzog.

 

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 71 –73.

Friedrich von GENTZ

Geboren am 2. Mai 1764 in Breslau/PL
Gestorben am 9. Juni 1832 in Wien

Staatsmann, Schriftsteller

Aus Bildarchiv Austria, ÖNB

Genz war der Sohn eines altpreußischen Beamten, seine Mutter gehörte der Hugenottenfamilie (evang. H.B.) Ancillon an, der auch der preußische Minister Jean Pierre Frederic Ancillon entstammte. Sein Bruder Heinrich Gentz gilt als ein bedeutender Architekt des Klassizismus.

Im Anschluss an ein zweijähriges, unvollendetes Jurastudium schlug Gentz 1785 die Beamtenlaufbahn am preußischen Hof ein. Bis 1793 brachte er es zum ‚Kriegsrat‘ und heiratete die Tochter des Oberbaurates David Gilly, pflegte aber trotzdem einen bohemienhaften, Schulden treibenden Lebensstil, Nebenbei betätigte er sich als Schriftsteller sowie Herausgeber von Periodika. Mit der 1793 erschienenen Übertragung und Kommentierung von Edmund Burkes »Reflections on the Revolution in France« ins Deutsche erlangte er große Bekanntheit.

Nach anfänglicher Befürwortung der Französischen Revolution, wandelte sich Gentz innerhalb weniger Jahre zu einem Exponenten des Konservatismus. Auf Grund seiner immer stärker werdenden anti-französischen Haltung war er bald für die preußische Politik nicht mehr tragbar. Dazu kamen Eheprobleme, Schulden und enttäuschte Karriereerwartungen. 1802 trat er in den österreichischen Staatsdienst um dort als Diplomat zu arbeiten sowie weiter schriftstellerisch tätig zu werden. Gemeinsam mit Johann Philipp Karl Graf Stadion leitete er publizistisch den Befreiungskampf gegen Napoleon, wurde als 1. Sekretär und Protokollführer des Wiener Kongresses sowie Metternich-Berater in den folgenden Jahren eine zentrale politische Figur.

Gentz ist auch am Wiener Kaiserhof Protestant geblieben, obwohl er der vertrauteste Mitarbeiter Metternichs war, der in der Forderung nach Konversion nicht zimperlich gewesen ist. Als er Anfang der 1830er Jahre Metternichs Kurs kritisierte, entzog ihm dieser seine Gunst entzog. Gentz starb 1832 gesellschaftlich isoliert und trotz aller Anstrengungen sowie Verdienste nicht wirklich geachtet.
Er wurde am Allgemeiner Währinger Friedhof, jetzt Währinger Park, bestattet.

Die Gentzgasse im 18. Bezirk, in deren Nähe sich sein Sterbehaus befand, wurde nach ihm benannt.

 

 

Weblinks (Auswahl):