Johann Reichsgraf von FRIES

Geboren am 19. Mai 1719 in Mülhausen, Elsass /F
Gestorben am 19. Juni 1785 in Bad Vöslau, Niederösterreich

Bankier, Industrieller

Gemälde v. Johann Baptist Lampi d. Ä. Aus Wikimedia Commons.

Johann Reichsgraf von Fries entstammte einer Schweizer Patrizier- und Bankiersfamilie. leistete im niederländischen Kriege (1746) der alliierten österreichisch-englisch-holländischen Armee wesentliche Dienste und es gelang ihm, danach rückständige englische Subsidien nach Wien zu bringen. Dafür erhielt er 1751 das Fabriksprivileg für die Barchent– und Kotzenfabrik auf den Baron Grechtlerschen Gütern in Friedau und Rabenstein (Niederösterreich), 1754 gründete er eine Seidenwarenfabrik in Oberdöbling (Wien) und eine Wollzeugfabrik in Böhmen. 1752 hat er von Kaiserin Maria Theresa ein Privileg für die Prägung des Maria-Theresien-Talers erhalten und war maßgeblich an dessen Verbreitung bis in den Orient und nach Afrika beteiligt. 1759-83 leitete er den k. k. Bergwerks-Produktenverschleiß und begründete 1866 ein Großhandels- und Bankhaus.

1761 hat Fries die Herrschaft Vöslau gekauft und ließ sich 1783/84 in Wien am Josefsplatz von Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg ein Palais erbauen (Palais Pallavicini). Am 19.6.1785 wurde sein Leichnam im Vöslauer Schlossteich gefunden – er dürfte in einem Anflug von Schwermut Selbstmord begangen haben.

Sein Sohn Moritz Christian Reichsgraf von Fries (1777-1826), ein Kunstmäzen, Kunstsammler und Bankie, vermehrte zunächst das Familienvermögen und war um 1800 der reichste Mann der Monarchie. Der übergroße Lebensaufwand der Familie, die gewaltigen Ausgaben auf den großen Reisen, die große Geldentwertung der Napoleonischen Kriege und anderes mehr führten jedoch zum fortschreitenden Niedergang und 1826 zum Konkurs des Bankhauses Fries.

 

 

Weblinks (Auswahl):

 

 

Friedrich Wilhelm FÖRSTER

Geboren am 22. November 1847 in Berlin.
Gestorben am 24. Jänner 1922 in Wien.

Industrieller, Unternehmer

Sohn eines Kleidermachers, der ab 1865 eine kaufmännische Ausbildung in England und Frankreich erhielt und dabei die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die im Stahl-Geschäft und im Bergbau steckten, erkannte.

1871 trat der damals 24-jährige Förster in die im Jahr davor in Wien gegründete Firma die Brüder Albert und Emil Böhler ein, wurde 1872 Prokurist und Gesellschafter mit einem Drittel der Unternehmensanteile. Die drei Jungunternehmer schafften es, innerhalb von 25 Jahren aus einem kleinen Handelshaus mit vier Angestellten einen Konzern mit Niederlassungen, Fabriken und Bergwerken in ganz Europa zu machen.

Förster wurde Mitglied im österreichischen Herrenhaus und übernahm 1893 die Leitung der Böhler’schen Bergwerke, wohl weil sich die Firma Böhler zunehmend der Produktion von Kriegsgütern zuwandte, was seiner ausgeprägt calvinistischen Weltanschauung (ev. HB) widersprach. als die Firma Böhler & Co. 1899 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, zog er sich von der Firma zurück und widmete sich verstärkt karitativen Aufgaben. Vor allem die evangelische Kirche H.B. und ihre Institutionen wurden reich bedacht. Von 1914 bis 1922 bekleidete er das Amt des Kurators in der evangelischen Gemeinde H.B. in Wien und war Mitbegründer der Tischgesellschaften und des reformierten Klubs

Auf Grund seiner Verdienste um evangelische Gemeinde H.B. und seines karitativen Engagements verlieh ihm die theologische Fakultät der Universität Wien im Jahr 1916 das Ehrendoktorat.

Sein durch den Ankauf von Bergwerken, Gütern und Grundbesitz erworbenes beachtliches Vermögen, ist mit den Kriegsanleihen im Ersten Weltkrieg völlig zerronnen.

 

Literatur:

  • Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 203.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Lazarus Henckel von Donnersmarck – Finanzier der Türkenkriege

Der Kaiser brauchte ihn, daher bekleidete er trotz seines Evangelisch-Lutherischen Glaubens hohe Ämter in der Zeit der Protestantenfeindlichkeit. Als reichster Wiener Unternehmer seiner Zeit, als Großhändler, Montanindustrieller und Bankier finanzierte er die Türkenkriege. 1579-1583 war er in Wien Faktor der Ulmer Handelsfirma Schermer, danach selbständiger Großhändler mit Tuch, Messerwaren, Schlachtvieh, Häuten und Spezereien. 1581 erhielt er trotz seiner religiösen Überzeugung als Lutheraner das Bürgerrecht. Unentbehrlich für den Kaiser hatte er bedeutenden Anteil am Wiener Wirtschaftsleben, gehörte von 1589-1595 dem Äußeren Rat an, war von 1596-1601 Stadtgerichtsbeisitzer und von 1602-1604 Mitglied des Inneren Rats. Er erwarb die Herrschaften Gföhl (NÖ, 1607), Vösendorf (NÖ, 1611) und den Würfelhof in Nussdorf, der die Zentrale für seinen Weingroßhandel wurde. Ab 1603 beteiligte er sich am Kupferbergbau in der heutigen Slowakei. Die schlesischen Herrschaften Oderberg und Beuthen erhielt Henckel als Gegenleistung für dem Staat gewährte Darlehen.

Er ist Ahnherr der heute weit verzweigt in Österreich und Deutschland lebenden Großfamilie. Die Mutter der Schwiegertochter Goethes, Ottilie von Goethe war eine geborene Henriette Gräfin Henckel von Donnersmarck, einer seiner heute lebenden Nachfahren, Florian Graf Henckel von Donnersmarck, deutsch-österreichischer Staatsbürger, erhielt 2007 mit dem Film »Das Leben der Anderen« den Oscar für den besten ausländischen Film.

 

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 58