Charlotte WOLTER

(eigentlich Elisabeth Charlotte Gräfin O’Sullivan de Grass geb. Wolter)

Geboren am 1. März 1834, Köln/D.
Gestorben am 14. Juni 1897 Wien.

Schauspielerin

Aus Bildarchiv Austria, ÖNB

Charlotte Wolter entstammt einer kinderreichen Familie und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Ihre Laufbahn als Schauspielerin begann in Pest (heute Teil von Budapest), von Franz Treumann und Johann Nestroy wurde sie an das Carltheater nach Wien geholt, dann von Heinrich Laube entdeckt. Sie spielte vorerst an vielen deutschen Theatern, bevor sie 1862 am Hofburgtheater als Iphigenie debütierte. 1874 heiratete sie Graf O’Sullivan de Gras, der ihr ermöglichte, besonders exquisite Kostüme zu tragen, die die Schauspieler damals selbst bezahlen mussten.

1876 überreichte ihr  Kaiser Franz Josef I. das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone und ordnete an, ihr Porträt (als Maria Stuart, gemalt von Gustav Gaul) in die Ehrengalerie des Burgtheaters aufzunehmen.

Eine Sphinx mit ihren Gesichtszügen befindet sich im Garten der Villa Schratt (13, Gloriettegasse 9; die zweite Sphinx trägt die Gesichtszüge von Katharina Schratt).

Charlotte Wolter erhielt ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof (Gr. 32A, Nr. 20). Das Grabdenkmal stammt von Viktor Tilgner.
Die Woltergasse im 13.Wiener Gemeindebezirk wurde 1898 nach ihr benannt.

 

 

Weblinks (Auswahl):

Olga LEWINSKY-PRECHEISEN

Geboren am 7. Juli 1853 in Graz.
Gestorben am 26. Juli 1935 in Wien.

Schauspielerin

Aus Bildarchiv Austria, ÖNB

Nach dem Willen ihres Vaters sollte sie Gouvernante werden. Sie debütierte am Grazer Stadttheater und kam mit Unterstützung von Josefine Gallmeyer nach Wien. Ihr Debüt an der Burg gab sie in der Rolle der Jungfrau von Orleans. 1871 erhielt sie einen Burgtheatervertrag und spielte bis 1932 mit Unterbrechungen an der Burg. 1873 bis 1876 war sie am Deutsche Theater in Prag tätig, 1875 heiratete sie Josef Lewinsky, 1877 wurde ihre Tochter, die spätere Schauspielerin und Sängerin Elsa Lewinsky geboren, danach spielte sie erfolgreich an vielen deutschen Bühnen. 1889 kehrte sie an die Burg zurück und wurde 1896 mit dem Titel „Wirkliche Hofschauspielerin“ geehrt. Am 7. Januar 1902 gab sie ihre offizielle Abschiedsvorstellung mit der 200. Aufführung der Maria Stuart, war aber auch danach hin und wieder auf der Bühne zu sehen und hatte in den 1920er Jahren einige Auftritte beim Stummfilm.

Ab 1909 erhielt sie als Erste einen Lehrauftrag für Rhetorik und freies Sprechen an der Wiener Universität. 1910 publizierte sie den Nachlass ihres Gatten Josef Lewinsky.

Sie war evangelisch H.B. und wurde im Grab ihres Gatten am Evangelischer Friedhof Simmering bestattet.

 

 

Weblinks (Auswahl):

 

Christine Enghaus-Hebbel und Friedrich Hebbel

Sie war seit 1829 im Ballett des Hoftheaters in Braunschweig und kam als Schauspielerin über Bremen und Oldenburg 1834 nach Hamburg und 1840 an das Hofburgtheater nach Wien, dem sie 35 Jahre angehörte. 1846 heiratete sie Friedrich Hebbel, der in Wien seine bedeutendsten Dramen schrieb. Das Geheimnis seines Erfolgs war nicht nur das Burgtheater, an dem er nach 1848 nach Aufhebung der Zensur den »Durchbruch« erlebte und an dem seine Stücke aufgeführt wurden, sondern auch seine Frau, die in seinen Stücken die Hauptrollen spielte. Die Heirat mit der bekannten Burgschauspielerin brachte ihm gesicherten materiellen Wohlstand und Kontakt mit der Wiener Gesellschaft. Sie unterstützten und förderten einander. Sie hatten zwei gemeinsame Kinder: Sohn Emil (1846-1847) und Tochter Christine (»Titi«) (1847-1922). Christine Enghaus-Hebbels Sohn aus einer früheren Beziehung wurde von Friedrich Hebbel adoptiert.

Friedrich Hebbel war sein Leben lang sozial und politisch engagiert. Er begrüßte die Märzrevolution, nahm aber eine grundsätzlich loyale Haltung zur Regierungsform der Monarchie ein. 1849 kandidierte er erfolglos für die Frankfurter Nationalversammlung, obwohl er radikalen demokratischen Forderungen immer skeptisch gegenüberstand. In seinen Werken schilderte er oft tragische, schicksalhafte Verkettungen von Ereignissen und machte die sozialen Probleme seiner Zeit zum Thema. Kontroversen ging der als aufbrausend geltende Hebbel selten aus dem Weg. In Wien erhielt er öffentliche Anerkennung für sein Werk und wurde schließlich als Erster mit dem neu geschaffenen Schillerpreis ausgezeichnet. Bevor er nach Wien kam, schrieb er die Dramen »Judith« (1841), »Genoveva« (1843) und »Maria Magdalena« (1844). In Wien folgten »Der Diamant« (1847), »Herodes und Mariamne« (1850), »Agnes Bernauer« (1855) »Gyges und sein Ring« (1856), »Die Nibelungen« (Trilogie, 1860) u. a., außerdem zahlreiche Gedichte.

Christine Enghaus-Hebbel spielte die Maria Magdalena, die Judith und die Brunhild. Mit Heinrich Laube wurde Hebbel vom Burgtheater verbannt, seine Frau Christine Enghaus-Hebbel benachteiligt. Seine Beerdigung ordnete er schlicht an – am Beginn der Reformation im übrigen ein Unterscheidungsmerkmal zwischen Katholiken und Protestanten.

 

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 172.