Harald ZIMMERMANN

Geboren: 12. September 1926 in Budapest, Ungarn.
Gestorben: 19. März 2020 in Tübingen, Deutschland.

Theologe, Historiker

Foto aus Privatbesitz

Harald Volker Zimmermann war der älteste Sohn des österreichischen Staatsbürgers Dr. jur. Rudolf Oskar Zimmermann und der Aline Emilie geb. Teutsch. Sämtliche Vorfahren väterlicher- und mütterlicherseits stammten aus Siebenbürgen, deshalb fühlte er sich zeit seines Lebens als Siebenbürger Sachse, obwohl er selbst nie dauerhaft in Siebenbürgen gelebt hat.

Als Harald Volker Zimmermann geboren wurde, leitete sein Vater die Budapester Filiale der Pelzfirma des Schwiegervaters Josef Teutsch, deren Hauptsitz sich ursprünglich in Kronstadt befunden hatte und später nach Wien verlegt worden war. Er wuchs in Wien auf, besuchte die evangelischen Volksschulen in Währing und am Karlsplatz, von 1936 bis zur zwangsweisen Schließung 1938 das evangelische Gymnasium in Währing, anschließend das Akademische Gymnasium im 1. Wiener Gemeindebezirk. Im Juni 1944 wurde er zum Militär eingezogen; sein Kriegs-Maturazeugnis hat ein Gymnasium im 3. Wiener Gemeindebezirk ausgestellt.

Als der Krieg zu Ende war, schlug sich Harald Volker Zimmermann auf Umwegen nach Wien durch und begann im Sommersemester 1946 an der Universität Wien das Studium der Evangelischen Theologie. Seitdem engagierte er sich auch in der evangelischen Jugendarbeit und nahm alljährlich an den Sommerlagern zunächst als Lagerhelfer, doch schon bald als deren Leiter, teil. Ende Juni 1949 schloss er das Studium der Theologie mit dem Examen pro candidatura ab, am 1.12.1950 wurde er nach Approbation seiner Dissertation „Der österreichische Protestantismus im Spiegel landesherrlicher Edikte 1520–1618“ zum Dr. theol. promoviert. Mit Genehmigung des Evangelischen Oberkirchenrats A.u.H.B. begann er 1949 mit dem Studium der Geschichte und erteilte bis 1954 an Wiener Mittelschulen Religionsunterricht. Am 13.11.1952 beendet er das Geschichtsstudium mit der Promotion zum Dr. phil. und schloss außerdem 1953 den Ausbildungslehrgang am Institut für österreichische Geschichtsforschung mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Ursprünglich wollte er als Kirchenhistoriker im Archiv des Evangelischen Oberkirchenrats tätig sein und hätte auch Nachfolger Georg Traars als österreichischer Jugendpfarrer werden können, verzichtete aber 1954 auf beides und entschloss sich für die Laufbahn eines Mittelalterhistorikers. In der Pfarrgemeinde A.B. Wien-Innere Stadt übernahm er freilich weiterhin zahlreiche Amtshandlungen und war hier auch in der Jugendarbeit und im Konfirmandenunterricht engagiert; ebenfalls seit dem Jahr 1954 war er Vorstandsmitglied der „Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich“. Angesichts seines reichhaltigen Engagements wurde er im Februar 1959 zum Examen pro ministerio zugelassen und am 26. April 1959 durch Superintendent Traar in Wien zum Geistlichen Amt ordiniert.

Foto Siegbert Bruss, 2010
Aus Wikimedia Commons

Über die wissenschaftliche Laufbahn von Harald Volker Zimmermann als Mediävist und über seine mehrfach gewürdigte Tätigkeit als Mitarbeiter bzw. Leiter zahlreicher wissenschaftlicher Unternehmen, als Siebenbürgen-Historiker sowie Universitätsprofessor in Saarbrücken und Tübingen, informieren unter anderen folgende Beiträge:

 

Weblinks (Auswahl):

Norman TENDIS

Geboren am 15. August 1967 in Berlin-Wilmersdorf (Berlin-West)
Gestorben am 10. März 2019 nahe Addis Abeba, Äthiopien

Theologe, Umweltakivist

Foto: epd/Uschmann

Tendis hat sich schon früh für den kirchlichen Dienst interessiert und konnte in verschiedenen seelsorgerlichen Bereichen, unter anderem in Altenheimen und Gefängnissen, Erfahrungen sammeln. Ab 1989 studierte er Theologie in Kiel, Berlin, an der Faculté de Theologie in Montpellier (Frankreich) und in Heidelberg. Sein Studienschwerpunkt war schon damals die Wirtschaftsethik. Nach Abschluss seines Studiums absolvierte er ein viermonatiges Praktikum im Nordosten Brasiliens. Die dortigen Kontakte mit christlichen Basisgruppen, der Landlosenbewegung und Indigenas prägten ihn nachhaltig.

1997 wurde Tendis in ein Ausbildungsdienstverhältnis in der Evangelischen Kirche in Österreich aufgenommen. Nach dem Lehrvikariat in St. Ruprecht und dem Pfarramtskandidatenjahr in Graz linkes Murufer Nord, Matthäusgemeinde, wurde er am 2. Juli 2000 in der Trinitatiskirche in Waiern ordiniert und war ab 1. September 2000 Pfarrer der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. St. Ruprecht.

Neben der Gemeindearbeit engagierte sich Tendis, meist ehrenamtlich, als Umweltbeauftragter der Evangelischen Kirche A.B., Diözese Kärnten, als Delegierter der Evangelischen Kirche im Entwicklungspolitischen Beirat des Landes Kärnten sowie in der Zukunftswerkstatt der Diözese Kärnten. Die während seines Brasilienaufenthalts gewonnenen Erkenntnisse wirtschaftlicher Notwendigkeiten, waren ihm immer mehr zur pastoralen Aufgabe geworden und hatten ihn zu einem unkonventionellen Aktivisten für eine gerechtere Wirtschaftsordnung und für das kirchliche Engagement zur Bewahrung der Schöpfung gemacht.

2006 wurde Tendis vom Evangelischen Oberkirchenrat A.B. für die Arbeit im Bereich Wirtschaft im Dienst des Lebens (WIDL) beauftragt. Er führte die Energiebuchhaltung in der Evangelischen Kirche in Österreich ein, sanierte seine Pfarrgemeinde St. Ruprecht nach dem Klimaaktiv-Standard und pflanzte mit dem ‚Regenbogenland‘ ein buntes Biotop der lokalen Nachhaltigkeit und des Miteinanders.

Sein vielseitiges Engagement wurde gewürdigt: 2012 war er Preisträger von Eurosolar Austria. Für die Idee eines Ökostrompools erhielt er im Zuge der Verleihung des Österreichischen Solarpreises einen Sonderpreis für persönliches Engagement.

Ab 1. September 2016 war Tendis mit einem Teil seiner Arbeitszeit für den WCC (Weltkirchenrat) in Genf tätig. In die „Roadmap for Congregations, Communities and Churches for an Economy of Life and Ecological Justice“ des Weltkirchenrats sind wesentliche Elemente von Tendis Arbeit für den Nachhaltigkeitsleitfaden der Evangelischen Kirche A.u.H.B. in Österreich eingegangen. Er hätte sie im Auftrag des Weltkirchenrates (Genf) bei der UN-Umweltkonferenz, die vom 9. bis 15. März 2019 in Nairobi tagte, präsentieren sollen, kam aber auf dem Weg dorthin bei einem Flugzeugabsturz am 10. März 2019 nahe Addis Abeba ums Leben.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Eine Wolke von Zeugen – Karl Fiedler

Von Gustav REINGRABNER

Die geistige Kultur des deutschen Sprachraumes war seit den Tagen der Reformation in hohem Maße von evangelischen Pfarrern mitgetragen. Pfarrer haben wesentliche Anstöße in allen kulturellen und wissenschaftlichen Bereichen des Lebens gegeben.

Ganz besonders war dies natürlich in jenen wissenschaftlichen Disziplinen der Fall, die in einer gewissen Beziehung zur eigentlichen Amtstätigkeit standen, wie etwa im Bereich der Landeskunde, der Geschichte und der historischen Forschung. Die Tätigkeit dieser Pfarrer war dort am wichtigsten, wo andere Träger der geistigen Kultur nicht oder nicht in genügendem Maße vorhanden waren. Das galt natürlich für den ländlichen Raum und in nicht unbeträchtlichem Maße für die Deutschsprachigen, die unter einer fremdsprachigen Regierung zu leben und zu wirken hatten. Im westungarischen Grenzraum hatten zu allen Zeiten evangelische Pfarrer einen erheblichen Anteil an der Erforschung des Landes und der Darstellung seiner Geschichte.

Unter diesen Begründern der burgenländischen historischen Landeskunde befand sich auch der am 28. Juli 1964 in Mörbisch verstorbene Pfarrer und Senior Karl Fiedler. Bei ihm ist auffällig, dass er je länger desto mehr Gelegenheit fand, neben seiner Berufserfüllung der heimatkundlichen Forschung dienlich zu sein. Eine ganze Reihe von burgenländischen Pfarrgemeinden verdankt Fiedler die Darstellung ihrer Geschichte. Hier seien nur Lutzmannsburg, Rust, Bernstein, Allhau, Stadt Schlaining und Mörbisch genannt.

Fiedler selbst beschrieb sein Leben in einer Sammlung von Kurzbiographien der evangelischen Pfarrer und Lehrer des Burgenlandes : „Ich wurde am 19. Dezember 1887 als elftes und letztes Kind meiner Eltern, die – das Irdische betreffend – mittelmäßige -, das Himmlische betreffend tiefgläubige, fromme Bauersleute waren, in Mörbisch am See geboren, besuchte nach fünf Volksschulklassen der Heimatgemeinde das Gymnasium in Ödenburg, studierte sechs Semester Theologie in Ödenburg und zwei Semester in Tübingen. Im August 1911 durch Bischof Franz Gyuratz zum Pfarrer ordiniert, war ich zehn Monate in Uraiújfalu, dann je eine kurze Zeit in Lutzmannsburg, Györköny, Paks und Tolnabikacs Vikar. Im Februar 1912 gleichzeitig und einstimmig als Vikar zur deutschsprachigen Gemeinde in Budapest und zum Pfarrer der Gemeinde Lutzmannsburg gewählt, nahm ich den letzteren Ruf an, ging nach Lutzmannsburg und wurde dort am Palmsonntag, dem 16. März 1913, durch Senior Edmund Scholz, Agendorf, in mein Amt eingeführt. Am 10. Mai 1914 verehelichte ich mich mit der Pfarrerstochter meines Geburtsortes, Theodora Hermine Breyer. Überzeugt von der Wichtigkeit der Jugendarbeit, gründete ich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 1919 einen ,Jugendbund‘, dem die gesamte männliche und weibliche Jugend der Gemeinde angehörte und den ich bis zum übermäßigen Eindringen der Hitlerbewegung 1935 mit sichtbarem Erfolg leitete. 1936 wurde ich zum Senior des Mittleren Evangelischen Seniorates im Burgenland und – nach Auflassung der Seniorate – 1950 zum Senior der Evangelischen Superindendentur A. B. im Burgenland gewählt. Im August 1944 verließ ich auf oberkirchenbehördlichen Rat wegen meiner antinazistischen Einstellung Lutzmannsburg und bekleidete das Pfarramt in der Freistadt Rust bis zu meiner am 1. Jänner 1953 erfolgten Pensionierung. Anlässlich des 400- jährigen Reformationsjubiläums 1917 verfasste ich die Geschichte der evangelischen Pfarrgemeinde in Lutzmannsburg, die auch in Druck erschien. 1952 erschien die von mir verfasste Geschichte der evangelischen Pfarrgemeinde in Rust. Aufsätze und Artikel von mir erschienen in dem von Pfarrer und Senior Paul Nitschinger, Pinkafeld, redigierten Evangelischen Kirchenboten für das Burgenland und in dem vom Burgenländischen Volksbildungswerk herausgegebenen Kultur- und Bildungsblatt ,Volk und Heimat’.“

Mit seinen zahlreichen Aufsätzen, Büchern und Schriften war Fiedler nicht nur ein Träger der kirchlichen Bildungsarbeit, sondern auch der öffentlichen Geltung und Stellung des burgenländischen Protestantismus. Die Absicht seiner historischen Forschung war ja nicht die objektive Darstellung vergangener Ereignisse. Am Schluss der Geschichte der Pfarrgemeinde Rust, in der er neun Jahre lang tätig war, steht der Satz: „Das Wort, für das die Väter stritten, das Erbe, das sie dir erstritten – halte, was du hast!“

Er tat diese Arbeit bewusst als Zeugnis für seine Kirche und seinen Glauben, und in diesem Glauben ertrug er auch die Last des Alters und der Krankheit, die immer drückender wurde. In der Predigt bei seinem Begräbnis, das am 30. Juli 1964 in Mörbisch stattfand, wurde über ihn folgendes gesagt:

Die Gnade stand auch über dem, wie ein immer schwerer werdendes Leiden geduldig ertragen wurde und wie es ruhig und getrost dem Sterben entgegenging. Das führt uns zu dem anderen, das dem Wort des treuen Knechtes im Alten Bund zu entnehmen ist und das wir von Christus her verstehen wollen: ,Lasset mich, dass ich zu meinem Herrn ziehe.’ Das Sterben derer, die auf Christus ihr Vertrauen und ihre Hoffnung setzen, ist nicht ein Versinken und Verlöschen, sondern das Heimgehen zu dem, der auch im Grauen des Todes unsere Zuflucht bleibt, der uns ein Haus bereitet hat, das nicht mit Händen gemacht ist, das ewig ist, im Himmel. Es ist eine seltsame Fügung, dass über dem letzten Tag im irdischen Leben die tröstende Zuversicht steht, die im Lehrtext des Losungsbuches enthalten ist: ,Der Herr wird mich erlösen von allem Übel und mir aushelfen zu seinem himmlischen Reich’.

 

Aus: Glaube und Heimat 1986, S. 35-37.