Wilhelm STRÁNER

Geboren am 8. April 1866 in Ödenburg/Sopron, Ungarn
Gestorben am 4. Februar 1932 in Ödenburg

Theologe, Pfarrer, Universitätsprofessor

Nach dem Theologiestudium in Ödenburg wurde Stráner im Herbst 1889 zum geistlichen Amt ordiniert und trat seinen Dienst als „Kaplan“ des damals bereits schwer erkrankten Pfarrers von Pinkafeld, Ernst Blochmann, an. Pfarrer Blochmann starb bereits am 23. Jänner 1890 und Stráner wurde zu seinem Nachfolger gewählt.

Während seiner 15jährigen Tätigkeit in Pinkafeld widmete er sich nicht nur der Erhaltung und Errichtung kirchlicher Bauten und der Erneuerung verschiedener Arbeitsformen, besonders der Diakonie und der Verlebendigung der Gemeinde durch die Errichtung von Vereinigungen und Gemeinschaften. Unter anderem gründete er einen Diakonissenverein, der 1901 die erste Diakonisse als Gemeindeschwester anstellte.

1905 nahm Stráner die Berufung in die große Gemeinde Güns an und wurde 1908 als Professor an die Theologische Akademie nach Ödenburg berufen, wo er bis zu seinem Tod 1932 tätig war.

 

Gustav Reingrabner: Eine Wolke von Zeugen – Wilhelm Stráner
In: Glaube und Heimat 1989, S.42-44

 

Weblinks (Auswahl):

Eine Wolke von Zeugen – Veit Lantz

In der Bibliothek des Stiftes Vorau befindet sich neben zahlreichen anderen Werken aus der Reformationszeit eine im Jahr 1572 in Wittenberg gedruckte Lutherbibel. Die Rückseite des Titelblattes zeigt das Exlibris des ersten Besitzers, Vitus Lantz, der die Bibel im Jahr 1573 gekauft hat. Im Jahr 1615 schrieb dann Wolfgang Lantz seinen Namen auf das Titelblatt der Bibel als Besitzer, und 1627 folgte Sebastian Lantz. Diese Eintragungen zeigen also, daß diese Bibel durch längere Zeit im Eigentum der Familie Lantz geblieben ist. Auf dem letzten Blatt dieser Bibel finden sich zahlreiche Eintragungen aus dem Leben des Vitus Lantz, vor allem seine Familienangelegenheiten (Kinder), aber auch seine Wanderungen als evangelischer Pfarrer von Waiblingen in Württemberg bis ins österreichisch-westungarische Grenzgebiet.

Lantz hielt am 22. November 1562 in Hilpoltstein in der Nähe von Nürnberg seinen ersten Gottesdienst. In diesem Gebiet blieb er dann noch durch ein Jahrzehnt als Prediger. Für das Jahr 1578 gibt er Schönkirchen in Niederösterreich als Aufenthaltsort und Wirkungsstätte an. Von dort zog er für sieben oder acht Jahre nach Mörbisch an den Neusiedler See. Später sind noch Draßmarkt und Oberschützen als Stätten seines Wirkens bekannt. Die letzte Eintragung ist die der Geburt seines Sohnes Wolfgang im Jahr 1594 oder 1595 in Oberschützen.

Lantz war zweimal verheiratet. Seine erste Frau, die aus Göppingen stammte und im Alter von einundvierzig Jahren im Jahr 1581 in Mörbisch verstarb, schenkte ihm elf Kinder. Nach einer ganz kurzen Trauerzeit heiratete er in Mörbisch noch einmal und bekam von seiner zweiten, aus Niederösterreich stammenden Gattin Kunigunde fünf Kinder. Von seinen Kindern starben allerdings bis zum Jahre 1593 bereits neun. In seiner Mörbischer Zeit übte er sicherlich Seelsorge auch in der Stadt Ödenburg aus, wie aus seinen Eintragungen im Ratsprotokoll und aus einem Testamentslegat hervorgeht. Zwischen den Mörbischern und Lantz scheint es gelegentlich Probleme gegeben zu haben. 1579 gab es jedenfalls eine Beschwerde aus Mörbisch beim Ödenburger Stadtrat über ihn, wobei er als „eigenartige Persönlichkeit“ (Sonderling) bezeichnet wurde. Dennoch war die Tätigkeit von Lantz in Mörbisch in dem Augenblick besonders wichtig, als 1582 aus den Nachbargemeinden die evangelischen Pfarrer vertrieben wurden. Seine Gottesdienste waren Ziel des „Auslautens“ der in benachbarten Orten wohnenden Evangelischen, die sich der seelsorgerlichen Betreuung durch den jeweiligen katholischen Geistlichen entziehen wollten. Über seine Tätigkeit in Mörbisch ist sonst nichts bekannt. Es scheint nur so zu sein, daß ihn die fortschreitende Gegenreformation bald nach 1582 auch vertrieben hat.

Weder über seine Arbeit in Draßmarkt noch auch in Oberschützen sind bisher Angaben möglich, die über die Eintragungen in seiner Familienbibel hinausgehen, wenn man von der Mitteilung der Taufpaten für seine einzelnen Kinder absieht. Bei der Taufe seines zweiten Sohnes aus zweiter Ehe war am Sebaldustag (19.August) 1586 auch der Pfarrer Andreas Pfäntner aus Neckenmarkt mit seiner Frau Taufpate. Die Tochter Ursula ist am 15. Mai 1588 bereits in Oberschützen geboren; der herrschaftliche Bergamtsverweser aus Neustift/Bergwerk war Taufpate.

Ein wenig mehr sagt vielleicht der Wahlspruch über dem Exlibris Lantz‘ aus, der, ins Deutsche übersetzt, lautet: „Christus, dich will ich, dich begehre ich, dich liebe ich, dich erwarte ich; du bist mir Gesetz, König, Licht, Führer und Richter.“ Natürlich kann man darin nicht sehr viel mehr als eine gewisse Beziehung auf den alleinigen Erlöser Jesus Christus herauslesen. Immerhin aber ist es doch eindeutig reformatorisches Bekenntnis, das Lantz hier ablegt.

Zeuge des Evangeliums sein hat für diesen Prediger auch bedeutet, um Jesu willen in die Fremde zu ziehen und mitsamt seiner Familie immer wieder Heimat und Wirkungsstätte zu verlassen, hat für ihn bedeutet, um Jesu willen die irdischen Sicherheiten aufzugeben und ein “exul Christi“ zu sein. Er steht damit in der Geschichte der evangelischen Kirche in Österreich gewiß nicht allein da; bis zu Josef Schaitberqer, der dann solches Erleben in die bekannten Verse brachte, waren es viele. Liest man aber die nüchternen Angaben in der Bibel des Veit Lantz, dann entdeckt man, was solches Exil-Christ-Sein bedeutet haben mag. Vor allem wird einem deutlich, daß die vierte Strophe von Luthers Reformationslied : „Ein feste Burg“ damals für viele handgreifliche Wirklichkeit war, die am reformatorischen Bekenntnis festhalten wollten: „Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr‘, Kind und Weib, laß fahren dahin, sie haben’s kein Gewinn. Das Reich muß uns doch bleiben.“

 

Gustav Reingrabner: Eine Wolke von Zeugen – Veit Lantz
Aus: Glaube und Heimat 1986, S. 33-34.