Krems an der Donau – Heilandskirche

Virtueller Rundgang von Johannes Leitner, Archiv der Evangelischen Kirche in Österreich.

Mit der Heilandskirche wurde die von Otto Bartning für Rottenmann geplante, aber nicht ausgeführte Kirche in überarbeiteter Form (ohne den Turm) verwirklicht. Sie ist eine seiner drei in Österreich entworfenen Kirchen und wurde 1913 fertiggestellt.

Der Architekt hat, teilweise dem Wiesbadener Raumkonzept für evangelischen Kirchenbau folgend sowie angeregt von den Ergebnissen des zweiten Kirchenbau-Kongresses (1906 in Dresden), für Krems eine kompakte Gebäudegruppen mit Gottesdienstraum, Gemeindesaal und Pfarrhaus geplant.

Bei der Kirche handelt sich um einen Zentralbau mit Dachreiter, der in jener Zeit des vorwiegend neugotischen Kirchenbaues geradezu revolutionär wirkte.

Der achteckige Innenraum mit klassizistischen Anklängen, wie modifizierte dorische Säulen und Gebälk, welche die Empore (ein wichtiges Bauelement protestantischer Kirchen) tragen, erscheint durch die nur leicht getönten Fenster und die fein nuancierte Färbelung hell und freundlich.

Foto von Johannes Leitner

Die Sitzplätze sind in drei Blöcken halbkreisförmige zum Altar hin angeordnet und verstärken die zentrierende Wirkung des Raums. Der ursprüngliche Altar war ein Kanzelaltar und stand mit der Orgel darüber in der Hauptachse. 1985 kam es zur Umgestaltung des Kirchenraumes: der alte Kanzelaltar wurde abgebaut und ein Altartisch mehr ins Zentrum gerückt aufgestellt, damit die Abendmahlsgäste einen Kreis um ihn bilden können. Der Altar wurde somit, nicht nur symbolisch, sondern auch real, zum Zentrum der Kirche. Er wird von Kanzel und Taufbecken flankiert.

Der Wandteppich hinter dem Altar stammt vom Kremser Künstlerehepaares Eva und Günter Wolfsberger. Er trägt den Titel „Horizont“ und lädt zur Betrachtung und Meditation ein.

Die hochwertigen Altarkästchen wurden durch Spenden finanziert und erinnern an den Abschluss der Renovierung des Kirchenensembles.

Orgel und Geläute der Kirche sind in den Jahren 1972 bzw. 1974 erneuert worden.

Das große Kreuz (Toleranzkreuz) neben der Kirche wurde 1981 vom Stift Zwettl zur Erinnerung an das Toleranzpatent Josephs Il. von 1781 gestiftet und ist ein Zeichen für das gute ökumenische Verhältnis zu der großen katholischen Schwesterkirche.

Die Steinskulptur rechts vor der Kirche ist ein Werk von Alois Lindenbauer und entstand in den Jahren 1995 bis 1997. Die einfache, jedoch markante Formation stellt eine Verbindung von archaischen Vorstellungen und Gegenwart dar und tradiert uralte Formen.

Das der Kirche angeschlossene Ensemble von Gemeindesaal und Pfarrhaus stammt aus der ursprünglichen Planung, es wurden aber einige bauliche Veränderungen durchgeführt. So wurde, zum Beispiel, der Bereich des Gemeindesaales den heutigen Bedürfnissen angepasst.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):

Weppersdorf – Bekenntniskirche

Virtueller Rundgang und Historische Kirchenführung von Johannes Leitner, Archiv der Evangelischen Kirche in Österreich.

Die Bekenntniskirche in Weppersdorf wurde nach den Entwürfen von Clemens M. Kattner, einem Schüler des Architekten Friedrich von Schmidt, unter der Bauleitung von Maurermeister Koth aus Kobersdorf errichtet und am 30. August 1931 eingeweiht.

Sie ist ein Alterswerk des Architekten, das mit längst als überholt geltenden historisierenden Formen ausführt wurde.

Foto Sup. Burgenland

Die qualitätvolle Chorausmalung aus dem Jahr 1937 schuf der Wiener Maler Franz Zimmermann und stellt die Himmelfahrt Christi dar. Sie zeigt vor allem die Schulung des 19. Jahrhunderts und nur marginaler Einfluss der klassischen Moderne. Beachtenswert ist die Verbindung der unkonventionellen szenischen Komposition mit dem zentralen Kanzelaltar aus Holz. Im Zug der 2004 erfolgten Innenrestaurierung wurde die für die Gesamtheit des Raumeindrucks wichtige ursprüngliche Wandgestaltung entdeckt und man entschloss sich, anstelle der ursprünglich geplanten routinemäßigen Ausmalung des Kirchenraumes die schematisierten Wolkengebilde und eine reichere Variante des bestehenden Spruchbandes am Chorbogen wiederherzustellen. Da diese inhaltlich sowie formal mit der monumentalen Wandmalerei der Himmelfahrt Christi im Chorschluss übereinstimmen, konnte die davor isoliert wirkende Darstellung in das gesamte Raumkonzept eingebunden werden.

Die Orgel der Kirche ist 1931 von der Fa. Huber aus Eisenstadt gebaut worden.

Der Taufstein wurde von der Familie Lautner gespendet.

Im Glockenturm der Bekenntniskirche hängt neben zwei Stahlglocken aus dem Jahr 1931 eine besonders wertvolle Bronzeglocke, die sogenannte „Vaterunser-Glocke“. Diese 1645 in Wien von Leonhard Löw, einem der besten Glockengießern der Barockzeit in Österreich, gegossene und noch funktionstüchtige Glocke ist eines der wenigen Denkmäler im Burgenland aus der Zeit vor dem Toleranzpatent. Sie ist circa 180 kg schwer, 60 cm hoch und hat einen Durchmesser von 62 cm. Am sogenannten Glockenhals trägt sie die Inschrift „ME.FECIT.LEONARDVS.LÖW.VIENAE.ANNO.1645“, und im unteren Drittel des Glockenmantels sind die Worte „AVF.WEPPERSDORF.LIES.MICH.BRINGEN.HER/HERR.PFARRER.WENZEL.WEINGARTNER/ANNO.1646.“ eingraviert. Weingartner wirkte von 1646 bis zum Jahresende 1651 als evangelischer Pfarrer in Weppersdorf, danach in Lutzmannsburg, wo er vermutlich 1659 starb. Die Glocke war zunächst im Glockenturm der ehemaligen katholischen, damals protestantischen Kirche des Ortes aufgehängt worden. Als die Kirche 1661 den Katholiken zurückgegeben wurde, dürfte das Geläut zwischen Katholiken und Protestanten geteilt und die Vaterunserglocke den Protestanten zugesprochen worden sein. Über Standort bzw. Verbleib der Glocke bis in die Mitte des 19.Jahrhunderts gibt es nur dürftige Nachrichten. Im Jahr 1857 wurde sie in dem für die Weppersdorfer evangelische Volksschule errichteten „Schulthurm“ untergebracht und hing ab 1906 zusammen mit zwei weiteren Glocken in einem neu errichteten hölzernen Glockenstuhl, der neben der Schule im Schulhof stand. Seit dem August 1931 befindet sich die Vaterunserglocke im Glockenturm der Bekenntniskirche. Den Ablieferungsaktionen für Glocken während des Ersten und während des Zweiten Weltkrieges entging sie teils durch Zufall, teils wegen ihrer geringen Größe, ihres Wertes und wahrscheinlich auch wegen des beherzten Eingreifens bzw. energischen Widerstandes – vermutlich auch in Form von schriftlichen Eingaben an die Behörden – seitens der Bevölkerung bzw. des damaligen Pfarrers.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):

 

Deutsch Jahrndorf

Deutsch Jahrndorf (ungarisch: Németjárfalu, slowakisch: Nemecké Jarovce) ist eine Gemeinde im Bezirk Neusiedl am See im Burgenland.

Evangelisches Leben in Deutsch Jahrndorf ist bereits im 16. Jahrhundert nachweisbar. Die Anhänger der Reformation wurden vom evangelischen Pfarrer von Ragendorf (heute Rajka in Ungarn) mitbetreut und haben ihre Gottesdienste in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sowie von 1647 bis 1671 in der örtlichen, dem heiligen Bartholomäus geweihten katholischen Pfarrkirche gefeiert. 1671 verbot dies der Grundherrn Graf Stefan Zichy und untersagte auch dem Ragendorfer Pfarrer, nach Deutsch Jahrndorf zu kommen. Bis 1673 konnten in einem Privathaus weiterhin Gottesdienste stattfinden, danach war bis 1781 offenes evangelisches Leben in Deutsch Jahrndorf untersagt – wer einen evangelischen Gottesdienst besuchen wollte, musste unter großen Mühen (es existierte noch keine Brücke über die Donau) nach Preßburg reisen. Doch da die Ortschaft verpfändet war und den häufig wechselnden Besitzern wenig an der konfessionellen Frage lag, wurde die Gegenreformation weniger energisch durchgeführt und die Anzahl der Evangelischen blieb hoch – 1696 war die Bevölkerung von Deutsch Jahrndorf bis auf 5 Personen evangelisch; erst im Laufe des 18. Jahrhunderts pendelte sich der bis in die heutige Zeit bestehende Stand zwischen den beiden Konfessionen ein.

1783 wurde in Deutsch Jahrndorf eine Tochtergemeinde der Evangelischen Pfarrgemeinde Ragendorf gegründet. 1787 konnte die aufgelassene Poststation des Ortes erworben und zum Bethaus umgebaut werden. Die Einweihung des Bethauses fand am 18. November 1787 statt. 1837 musste das Gebäude wegen Baufälligkeit abgerissen werden.

Unter erheblichen Finanziellen- und Arbeitsleistungen der Gemeindemitglieder wurde die heutige Kirche errichtet und am letzten Augustsonntag 1838 eingeweiht. Das westlich an das Langhaus anschließende Pfarrhaus entstand 1879.

Aus Wikimedia Commons; Foto Peter Lauppert (talk)

1876 wurde die Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Deutsch Jahrndorf mit der Gemeinde Karlburg (heute Rusovce in der Slowakei) als Tochtergemeinde selbständig und 1878 ist der in Deutsch Jahrndorf geborene Theologe Gustav Ebner zum Gemeindepfarrer gewählt worden. 1922 kam es zur Abtrennung der Tochtergemeinde Karlburg. Seit 1998 bildet die Evangelische Pfarrgemeinde Deutsch Jahrndorf mit der Evangelischen Pfarrgemeinde Nickelsdorf einen Pfarrgemeindeverband.

 

Weblinks (Auswahl):