Jakob Ernst Koch (II.)

Geboren am 28. April 1797 in Wallern, Oberösterreich.
Gestorben am 16. Oktober 1856 in Wallern, Oberösterreich.

Theologe, Pfarrer

Jakob Ernst Koch (II.) war der Sohn von Jakob Koch (1744-1822), dem ersten Pfarrer der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Wallern an der Trattnach, und studierte ab 1818 Theologie in Tübingen. Nach Ablegung der vorgeschriebenen Examina wurde er 1820 Vikar seines Vaters und 1822 dessen Nachfolger als Pfarrer in Wallern an der Trattnach.

Als das Bethaus seiner Gemeinde so baufällig war, dass eine behördliches Benützungsverbot drohte, entwarf Pfarrer Koch einen qualitativ bemerkenswerten Neubau – die 1851 eingeweiht Dreieinigkeitskirche. Er besaß keine nennenswerten Vorkenntnisse im Baufach und hat er sich das dafür nötige Wissen wahrscheinlich durch die zeitgenössische Kunstliteratur sowie auf Reisen angeeignet. In technischen, vielleicht auch künstlerischen Fragen, ließ er sich vermutlich von Fachkräften, vor allem aber vom ausführenden Baumeister Jakob Dimböck beraten.

Jakob Ernst Koch (II.) machte sich auch um die gesamte evangelische Kirche Österreichs außerordentlich verdient: 1848 trat er als Sprecher der Evangelischen Gemeinden vor dem oberösterreichischen Provinziallandtag für die rechtliche Gleichstellung gegenüber den Katholiken ein, 1849 war er Teilnehmer an der Wiener Vertrauensmännerkonferenz, welche über die Gestaltung der evangelischen Kirchenverfassung beriet. Weiters war er als Abgesandter bei verschiedenen ausländischen kirchlichen Tagungen und hat mit Pfarrer Mücke, Schladming, ein eigenes Gesangbuch für die evangelischen Gemeinden A.B. in Oberösterreich und Obersteiermark herausgebracht.

Ab 1855 war er als Senior in Oberösterreich tätig und wurde noch kurz vor seinem Tod zum Superintendent-Stellvertreter gewählt.

Jakob Ernst Koch (II.) war mit Elisabeth Hofer (1810–1860), der Tochter eines Großbauern in Wallern verheiratet. Dem Ehepaar wurden sieben Söhne und drei Töchter geboren. Von den männlichen Nachkommen widmeten sich drei – Jakob Ernst Koch (III., Superintendent)Josef Friedrich Koch und August Georg Koch – der Seelsorge. Von den anderen Söhnen ist Gustav Adolf Koch zu erwähnen, der Rektor an der Wiener Hochschule für Bodenkultur gewesen ist. Jakob Ernst Koch (IV.) war sein Enkel.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):

  • Karl W. Schwarz: Der Protestantismus im Land ob der Enns zwischen den Fesseln der Toleranz und der Furcht vor der „Volkssouveränität“. Notizen zur „Predigerkonferenz“ in Gmunden 16. Juli 1849. ©Oberösterreichischer Musealverein – Gesellschaft für Landeskunde; download unter wwwzobodat.at. (https://www.zobodat.at/pdf/JOM_160_0499-0509.pdf – abgerufen am 13.3.2022)
  • Michael Schiebinger: Sakralbau des Vormärz in Österreich zwischen josephinischer Kontinuität und Stilpluralismus. Band 1 von 2. Dissertation, Universität Wien, 2015. S. 425.  (https://othes.univie.ac.at/38945/1/2015-05-07_0702582.pdf – abgerufen am 10.10.2021)

Alfred JAHN

Geboren am 19. Juli 1918 in Marburg an der Lahn.
Gestorben am 6. Juli 1995 in Wien.

Pfarrer, Senior, Synodaler

Nach der Matura am Piaristengymnasium in Wien begann Alfred Jahn 1937 ein Theologiestudium an der Universität Wien und schloss es nach mehrjähriger Unterbrechung wegen Einberufung zur Wehrmacht und Kriegsgefangenschaft im Jänner 1949 ab. Es folgten das Lehrvikariat in St. Pölten, ein Studienaufenthalt in Zürich und im Jänner 1951 das Examen pro ministerio. Danach war er als Vikar in der Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Wien-Innere Stadt tätig.

Bereits 1952 wurde Alfred Jahn zum Pfarrer der Evangelischen Pfarrgemeinde A.u.H.B. Wördern-Tulln bestellt. Neben der Seelsorge in der Pfarrgemeinde mit elf Predigtstationen sowie dem Ausbau des Religionsunterrichtes, bemühte er sich, auch die äußeren Voraussetzungen für das Gemeindeleben zu schaffen und bereitete unter anderem den Kirchen- und Pfarrhausbau in Tulln vor.

1963 folgte Alfred Jahn einem Ruf an die Pfarrstelle der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Wien-Favoriten. Auch hier lag ihm nicht nur der innere, sondern auch der äußere Aufbau der Gemeinde am Herzen: Er betrieb die Teilung der übergroßen Gemeinde (1968 Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Wien-Favoriten-Gnadenkirche, 1983 Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Wien-Favoriten-Thomaskirche), organisierte Bibelwochen und Bibelkreisen und war als Lehrpfarrer sowie in der Lektorenarbeit aktiv. Des Weiteren nahm er übergemeindliche Funktionen wahr, wurde in die Synode und Generalsynode sowie in manche ihrer Ausschüsse gewählt, im Jahre 1982 auch zum Senior.

Alfred Jahn hatte auch ein gutes Verhältnis zu den römisch-katholischen Gemeinden und in der Wiener Evangelischen Allianz pflegte er Kontakte zu den Freikirchen.

Selbst im Ruhestand blieb er noch sehr aktiv: Neben Predigtdiensten übernahm er die Krankenhausseelsorge im Evangelischen Krankenhaus Wien und schrieb Beiträge für die in der Kronenzeitung („50 Zeilen mit Gott“).

In Würdigung seiner vielfältigen Tätigkeit wurde ihm schon 1980 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.

 

 

Weblinks (Auswahl):

Eine Wolke von Zeugen – Bernhard Czerwenka

Unter den evangelischen Pfarrern in Österreich finden sich nicht wenige, die neben ihrer beruflichen Tätigkeit auch auf anderen Wissensgebieten arbeiteten und nicht selten sogar durch besondere Leistungen auf diesen Gebieten Aufsehen erregt haben. Natürlich waren viele von ihnen im Bereich der Geschichtswissenschaft tätig, bei weitem aber nicht alle. Da gab es solche, die beachtliche Leistungen als Botaniker oder Geographen erbrachten; andere übten sich als Schriftsteller oder Dichter, wobei etliche von ihnen tatsächlich literarischen Ruhm erlangten. Manche verbanden berufliche Tätigkeit und literarische Ambitionen, indem sie sich etwa als Erbauungsschriftsteller versuchten.

Es waren aber doch recht viele, die Historiker waren und sich in diesem Bereich einen Namen machten. Das hing natürlich damit zusammen, dass sie sich um die Erforschung der Geschichte ihrer Kirche – in der Region oder insgesamt – bemühten. Angesichts der eher unbefriedigenden äußeren Situation des österreichischen Protestantismus und immer wieder aufbrechender Polemik gegen alles, was evangelisch war, hatte diese Forschungsarbeit eine nicht geringe Bedeutung, konnte man doch dadurch zeigen, dass das Luthertum in Österreich – also in den habsburgischen Ländern – einmal große Bedeutung besessen hatte und nicht durch die Kraft des Glaubens vom Katholizismus verdrängt worden war, sondern durch die brutale und gewaltsame Unterdrückung seitens der Landesfürsten. Damit verband sich bei manchem der Wunsch, dass es doch wieder einmal ein „evangelisches Österreich“ geben würde.

Es war aber auch wichtig, solche Forschungen durchzuführen, weil der unmittelbare historische Bezug, also das Bewusstsein der Kontinuität weithin verloren gegangen war. Die Toleranzgemeinden, die nach 1781 entstanden waren, pflegten bestenfalls eine mündliche und lokale Überlieferung, wobei diese aber anscheinend gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts abriss; die später entstandenen Gemeinden in den Städten stellten wirkliche Neugründungen dar, denen es an solchem historischen Bewusstsein überhaupt mangelte. Und in einer Zeit, in der die Geschichtswissenschaft so etwas wie das Um und Auf aller Wissenschaften darstellte, wo im Historismus die Erklärung für gegenwärtige Zustände und künftige Entwicklungen aus der Vergangenheit gesucht (und gefunden) wurden, da war solche Beschäftigung mit der Vergangenheit der eigenen Kirche, also mit den Bekennern und Märtyrern, besonders wichtig.

Da und dort weitete sich aber für einen solchen Forscher auch der Blick, und er erbrachte Leistungen, die über die enge protestanten-geschichtliche Forschung hinaus bedeutsam wurden.

Einer von diesen war Bernhard Czerwenka. Er kam wie so mancher Pfarrer in Österreich aus dem Katholizismus. Auf Wunsch des Vaters sollte der am 25. 3. 1825 in Böhmen Geborene katholischer Priester werden, wozu er auch nach Wien zum Studium gesandt wurde. Dort wurde er lutherisch und studierte ab 1849 an der hiesigen – evangelischen – theologischen Lehranstalt. Unmittelbar danach wählte ihn die Kärntner Toleranzgemeinde Arriach zu ihrem Pfarrer. Bevor er die Stelle antreten konnte, wurde er am 22. 5. 1853 in Wien zum geistlichen Amt ordiniert. Am 5. 6. dieses Jahres hielt er dann in Arriach seine erste Predigt, die Amtseinführung erfolgte am 3. Juli.

Schon bald übernahm er eine Aufgabe, die über seine Gemeinde hinauswies. In den Jahren 1855 und 1856 gab er als Arriacher Pfarrer den „Evangelischen Glaubensboten für Österreich“ heraus, zu dem er selbst auch Beiträge lieferte, unter denen sich bereits lokalgeschichtliche Darstellungen über Arriach, Schladming und Agoritschach befanden.

Es lässt sich nicht sagen, ob er wegen dieser Tätigkeit oder aus anderen Gründen einige Auslandsreisen unternahm; jedenfalls holte er sich 1855 aus Frankfurt am Main seine Gattin. Das sollte später doch noch für sein Leben bedeutsam werden.

Vorerst aber zog es ihn in eine andere Gemeinde. Am 22. 8. 1858 wurde er zum Pfarrer in der steirischen Ramsau gewählt, wo er am Reformationstag seine Antrittspredigt hielt. Die Einführung folgte erst zwei Sonntage nach Ostern des darauffolgenden Jahres. Da hatte Czerwenka aber bereits eine über seine Gemeinde hinausreichende Tätigkeit aufgenommen, die ihn rasch zu verschiedenen übergemeindlichen Aufgaben führte. Im Jahr 1866 wurde er Stellvertreter des steirischen Seniors, 1870 selbst Senior. Im Jahr 1871 nahm er an der 2. Generalsynode teil und wurde in den Synodalausschuss gewählt, von diesem sogar zu seinem Obmann bestellt. Damit gehörte er – mindestens für eine Periode – zu den führenden Geistlichen der lutherischen Kirche Österreichs.

In der Zwischenzeit waren aber einige Werke im Druck erschienen, die von einer immensen Arbeitskraft und weitgespannten Interessen zeugen. Im Jahre 1867 wurde sein dickes Buch mit der Geschichte des kärntnerischen (und oberösterreichischen) evangelischen Adelsgeschlechts der Khevenhüller gedruckt, das bis heute seine Bedeutung bewahrt hat und immer noch zu den wichtigen Darstellungen über eine adelige Familie gehört, weil es die familiengeschichtlichen Fragen mit den Darlegungen über die öffentliche (und kirchliche) Stellung verbindet. Und die Khevenhüller waren ja auch nicht irgendein Adelsgeschlecht, sondern eines der bedeutsamsten; die Burg Hochosterwitz, andere Schlösser (wie etwa Wernberg), aber auch die Grabmäler in Villach künden davon. Schließlich ist es einem ihrer emigrierten Angehörigen sogar gelungen, durch eine Bestimmung des Westfälischen Friedens seine konfiszierten Besitzungen wieder zu erlangen, obwohl er Obrist in schwedischen Diensten war.

Das andere Buch, das Czerwenka verfasste, beschäftigte sich mit der Geschichte des Protestantismus und der evangelischen Kirche in seiner Heimat Böhmen. Es umfasst sogar zwei Bände.

Für diese Leistungen – und die kirchliche Tätigkeit – hat die evangelisch-theologische Fakultät Czerwenka im Jahr 1871 das theologische Ehrendoktorat verliehen.

Damals war er aber bereits auf dem Absprung aus Österreich. Im Jahr 1873 hat man ihn schon dringend gebeten, nicht wegzugehen. Er hat sich damals um die Stelle eines Pfarrers an St. Peter in Frankfurt am Main beworben und wurde im Feber 1874 mit großer Mehrheit dort gewählt. Am 1. Mai dieses Jahres verließ er die Ramsau.

Seine Gesundheit war wohl schon damals etwas angegriffen, was in seinem weiteren Wirken immer deutlicher hervortrat.

Aber auch in Frankfurt nahm er noch manche Gelegenheit wahr, um Beiträge zur Geschichte des österreichischen Protestantismus zu verfassen, darunter einen über Paul Odontius, „einen Bekenner aus der Zeit der Gegenreformation“. Sogar an der Gründung der „Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich“ nahm er Anteil und verfasste ein Werk über die Gegenreformation in der Steiermark. Czerwenka verstarb nach längerer Kränklichkeit am 22. 5. 1886 in Frankfurt.

Aus seinem Bewerbungsschreiben um die dortige Pfarrstelle sollen einige Sätze am Abschluss dieser Zusammenfassung stehen, weil sie etwas von der Frömmigkeit dieses gelehrten Mannes verraten:

„Sehr ferne von Ihnen, in Österreich, ist mir die Kunde geworden, dass das durch das Ableben des Hochwürdigen Herrn Pfarrer erledigte … Pfarramt … neu besetzt werden soll … Der wohlehrwürdige Gemeindevorstand wollte es nun nicht befremdlich finden, wenn auch ich „getrost und mit aller Zuversicht“ zu dem Herrn unserm Gott es wage, mich hiermit in die Reihe der Bewerber um das erledigte Pfarramt zu stellen …. Ich bekenne mich zur Augsburgischen Confession, … , stehe bezüglich der theologischen Richtung auf dem positiven Grund der hl. Schrift und bin in meinem Innersten von der Wahrheit überzeugt: dass ein anderer Grund nicht gelegt werden kann, als welcher gelegt ist, nämlich Jesus Christus, der Sohn des lebendigen Gottes und der Heiland der Welt …“

 

Gustav Reingrabner: Eine Wolke von Zeugen – Bernhard Czerwenka
Aus: Glaube und Heimat 1999, S. 36-37.